Bei der neuen WOSSA Bikepacking Route, grenzüberschreitendes EU-Projekt zwischen Deutschland und Österreich, geht es neben dem Spaß, dem Naturgenuss und der sportlichen Herausforderung auch um das bewusste Erlebnis des wertvollen Elements Wasser. - Sieben grenzüberschreitende Radtouren in Mitteleuropa

Sieben grenzüberschreitende Radtouren in Mitteleuropa

Manche Grenzen trennt ein Schlagbaum, andere nur ein Tritt in die Pedale: Transnationale Radtouren sind mehr als sportliche Unternehmungen. Sie sind Expeditionen durch Landschaften, die sich nicht um Passstempel scheren. Zwischen Gipfeln und Tälern, Flüssen und Wäldern, Wüsten und Meeren erleben Radfahrer die durchquerten Länder geografisch, kulturell und kulinarisch.

Vom Palmenflair des Tessins in die wilde Bergwelt des Piemont, entlang großer Ströme wie dem Okavango oder der Elbe, über Tiroler Alpenpässe und vorbei an mediterranen Städteperlen oder durch eiszeitliche Seenplatten - wer auf zwei Rädern unterwegs ist, merkt schnell, dass Grenzen oft nur Striche auf dem Papier sind.

Flussabwärts in Europas Auenland: der Elberadweg

Wer der Elbe folgt, erlebt Europa mit Rückenwind: Auf über 1.220 Kilometern verbindet der Elberadweg Tschechien und Deutschland zu einer grenzüberschreitenden Radtour. Der tschechische Abschnitt schlängelt sich auf knapp 400 Kilometern von der Elbquelle im Riesengebirge bis in die Böhmische Schweiz, vorbei an mittelalterlichen Städten, sanften Hügelketten und unberührten Flussauen, mitten durch das grüne Herz Europas.

Der Radfernweg, Teil des paneuropäischen Radwegenetzes EuroVelo, beginnt im tschechischen Ústí nad Labem und bietet entlang eines der markantesten Flussläufe der Region zahlreiche kulturelle, kulinarische und landschaftliche Eindrücke. Klar beschildert, abwechslungsreich und gut zu befahren, ist der Elberadweg in Tschechien eine Mischung aus sportlicher Herausforderung und entspanntem Radeln - der Inbegriff des romantischen Genussradelns.

Von Tschechien nach Deutschland, rund 400 Kilometer, mittlerer Schwierigkeitsgrad.

Mediterran-alpin: Rundtour durchs Cannobina-Tal

Nach einem Einkehrschwung in eines der hübschen Fischerdörfchen am Lago Maggiore folgt der Aufstieg durch das sattgrüne Valle Cannobina. - Mediterran-alpin: Rundtour durchs Cannobina-Tal

Ich packe ein: mein Fahrrad, meinen Helm und meinen Pass. Eine grenzüberschreitende Tour, die mediterrane Leichtigkeit mit alpinem Abenteuer verbindet, ist die Rundfahrt durch das Cannobina-Tal. Sie beginnt im schweizerischen Locarno und führt am sonnenverwöhnten Ufer des Lago Maggiore entlang nach Brissago, wo sich das Tessin von seiner mediterranen Seite zeigt, Oleander blüht und die Luft nach Süden duftet. Hinter der italienischen Grenze öffnet sich das Valle Cannobina: wild, ursprünglich, wie aus der Zeit gefallen.

Durch dichte Wälder und enge Kehren verzweigt sich das Tal in die Centovalli und kehrt schließlich nach Locarno zurück. Auf gut 78 Kilometern und 1.044 Höhenmetern erlebt der Radfahrer ein Wechselspiel der Kulturen, Landschaften und Perspektiven: eine Tour zwischen Palmen und Gipfeln, Tempo und Stille, Steigungen und Ausblicken.

Von der Schweiz nach Italien und zurück, rund 78 Kilometer, mittlerer Schwierigkeitsgrad.

Auf Spuren des Wassers: WOSSA-Bikepacking-Route zwischen Bayern und Österreich

567 Kilometer cruisen durch Süddeutschland und Österreich: Da hüpft das Herz eines jeden Gravelbikers. Von Salzburg aus führt die neue Radroute WOSSA in Form einer Acht entlang des Wasserkreislaufs der Alpen - vom Gletscher über Quellen und Bäche zu Bergseen, Flüssen, Kraftwerken und Stauseen.

Die Bedeutung des Lebenselixiers für das Ökosystem steht dabei klar im Fokus: WOSSA wurde gemeinsam mit drei Wissenschaftlern, einem Nachhaltigkeitsberater und einem Klimaexperten konzipiert. Rätselaufgaben fordern die Bikepacker heraus, eine Brevetkarte dokumentiert die gefahrenen Kilometer ebenso wie das erworbene Wasserwissen. Auf dem Weg zwischen dem Salzburger Land, Oberösterreich und Oberbayern zählt Bad Reichenhall mit seinen natürlichen Alpensole-Vorkommen, der eigenen Mineralwasserquelle und dem türkisgrünen Thumsee zu den spannendsten Stationen.

Von Deutschland nach Österreich, ca. 567 Kilometer, mittlerer Schwierigkeitsgrad.

Erst Griaß enk, dann Ciao: Etschradweg bis nach Trient

Auf rund 300 Kilometern führt der Etschradweg entlang des zweitlängsten Flusses Italiens von Landeck/Tirol bis nach Verona. Rund um Bozen, an der Südtiroler Weinstraße, wird es besonders beschaulich: Weinreben, jahrhundertealte Dörfer und rauschendes Wasser prägen das Bild. Viele der mit dem Qualitätssiegel „Roter Hahn“ ausgezeichneten Winzerhöfe liegen direkt an der Strecke und bieten sich daher als Basislager und Radverleih an - von Terlan über Eppan, Kaltern und Tramin bis nach Kurtatsch sind es derzeit 63.

Ein Lunchpaket mit hofeigenen Produkten wird von der Bäuerin gepackt. Vom Domizil aus lassen sich die (E-)Biker dann auf meist ebenem Asphalt vorwärts treiben. Je nach Startpunkt sind es bis zu 70 Kilometer (ab Nals). In Trient warten rund um die Fontana del Nettuno am zentralen Domplatz zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie das MUSE (Museum der Wissenschaften), das Schloss Bonconsiglio oder die Kunstmeile Le Gallerie. Bevor es auf dem gleichen Weg wieder zurück geht, lohnt sich ein Aperitivo con stuzzichini, wie die kleinen Häppchen genannt werden, die zu dieser Tour gereicht werden.

Von Österreich nach Italien, rund 300 Kilometer, Schwierigkeitsgrad leicht.

Deutsch-Französische Freundschaft: Radweg Elzach-Villé

Die grenzüberschreitende Radstrecke von Elzach im Schwarzwald bis nach Villé im Elsass führt durch zahlreiche Weinorte am Kaiserstuhl im Südwesten Baden-Württembergs. - Deutsch-Französische Freundschaft: Radweg Elzach-Villé

Auf knapp 90 Kilometern verbindet der grenzüberschreitende Radweg vom südbadischen Elzach bis ins französische Villé Menschen, Städte und Landschaften beiderseits des Oberrheins. Die gut ausgeschilderte Strecke zwischen den Partnerstädten kann in beiden Richtungen befahren werden. Wer im Schwarzwald startet, fährt über die Vorbergzone des Breisgaus, die Garten- und Vulkanterrassenlandschaft des nördlichen Kaiserstuhls und die elsässische Weinstraße durch das französische Mittelgebirge der Vogesen.

Die Tour beginnt am Bahnhof in Elzach nordöstlich von Freiburg, führt über die Orgelstadt Waldkirch nach Emmendingen mit seiner imposanten Festung und weiter entlang der Elz nach Riegel. Durch Felder und Obstplantagen geht es entlang der Badischen Weinstraße, bis sich schließlich eine moderne Stahlbrücke über den Rhein ins französische Elsass schwingt. Dort passieren die Radler die Schleuse Marckolsheim am Rheinseitenkanal und das Wasserkraftwerk. Nach Zwischenstopps in der Kulturstadt Sélestat oder im Fachwerkdorf Kintzheim führt die „Route du Vin“ weiter nach Dambach und von dort zum Endpunkt im Val de Villé.

Von Deutschland nach Frankreich, ca. 90 Kilometer, mittlerer Schwierigkeitsgrad.

Entlang des wilden Flusses: Sommerfrische am Lechradweg

Der grenzüberschreitende Lechradweg führt auf 244 Kilometern vom bayerischen Marxheim bis nach Steeg im Tiroler Lechtal. Wer die gesamte Tour oder nur die letzten beiden Etappen fährt, kommt auch im Allgäuer Kneippkurort Füssen vorbei. Dort lohnt sich ein Zwischenstopp an einem der vielen Badeseen oder bei den beiden Märchenschlössern von König Ludwig II. Weiter geht es nach Weißenbach/Reutte und von dort ins ursprüngliche Tiroler Lechtal.

Gut ausgebaut, beschildert und weitgehend flach ist die 52 Kilometer lange Lechtal-Etappe für jeden Radler und auch für Kinder geeignet. Entlang saftiger Auwälder und breiter Schotterbänke des Lechs schlängelt sich der Weg Richtung Vorderhornbach und über blühende Wiesen nach Elbigenalp mit seiner traditionellen Holzschnitzerei. Bevor der Endpunkt Steeg im oberen Lechtal erreicht wird, empfiehlt sich ein Besuch in Holzgau, das für seine historischen Fassadenmalereien bekannt ist. In fast allen Orten entlang der Strecke finden Aktivurlauber zahlreiche Einkehrmöglichkeiten sowie geeignete Rad- und Mountainbike-Unterkünfte.

Von Deutschland nach Österreich, rund 244 Kilometer, mittlerer Schwierigkeitsgrad.

Herausfordernd am Alpenhauptkamm: Die Staller-Sattel-Runde

Wer Osttirol mit dem Rennrad erobern will, braucht Kraft in den Beinen: Denn es geht ständig bergauf und bergab. Eingebettet in die Bergwelt südlich des Alpenhauptkammes bietet die Sportdestination mit ihren verkehrsarmen Seitentälern, anspruchsvollen Hochalpenstraßen und schweißtreibenden Passstraßen alle Zutaten für ein Zweirad-Eldorado. Auch die klimatischen Bedingungen für Radsportler könnten in Osttirol kaum besser sein, denn der mediterrane Einfluss des Mittelmeeres sorgt bereits im Frühsommer für höhere Temperaturen als in vergleichbaren Bergregionen.

Die legendäre Staller-Sattel-Runde führt auf 150 Kilometern und 1.840 Höhenmetern sogar ins benachbarte Südtirol: Entlang des Iseltalradweges geht es von Lienz nach Huben und weiter ins Defereggental nach St. Jakob und Maria Hilf. Am Grenzübergang Staller Sattel erreicht man Italien und fährt auf einer kurvenreichen Panoramastraße bis ins Südtiroler Antholzertal. Von dort geht es weiter nach Niederasen und Olang und über Toblach und Innichen entlang der Drau zurück zum Ausgangspunkt.

Von Österreich nach Italien, ca. 150 km, Schwierigkeitsgrad schwer.

Quelle: AHM Kommunikation