Ratgeber: Bei Flugärger EU-Fluggastrechte kennen und durchsetzen
Flug verspätet, annulliert oder überbucht? Reisende, die diesen Sommer von Flugproblemen betroffen sind, können sich weiterhin auf die geltenden Ansprüche aus der EU-Fluggastrechteverordnung berufen. Zwar wird aktuell über eine Reform verhandelt, doch eine Einigung auf neue Regeln ist noch nicht in Sicht.
Das Europäische Verbraucherzentrum (EVZ) Deutschland erklärt, welche Rechte Passagieren im Fall von Verspätung oder Annullierung zustehen. Außerdem erfahren Sie dort, wie Sie Ihre Ansprüche einfach prüfen und geltend machen können. Dabei hilft ein neues Online-Tool des EVZ.
Wer ist geschützt?
Die EU-Fluggastrechte gelten für alle Passagiere,
- die von einem Flughafen in der EU abfliegen oder
- die mit einer EU-Airline auf einem Flughafen in der EU landen.
Ab drei Stunden Verspätung ist eine Entschädigung möglich
Reisende, die mit mindestens drei Stunden Verspätung am Ziel ankommen, haben Anspruch auf eine Ausgleichszahlung von 250 bis 600 Euro, abhängig von der Flugdistanz. Ausgenommen sind außergewöhnliche Umstände wie extreme Unwetter oder Naturkatastrophen. Bei Streiks hingegen kann eine Entschädigung gefordert werden, sofern der Streik innerhalb des Einflussbereichs der Airline liegt.
Bereits ab zwei Stunden Abflugverspätung haben Passagiere Anspruch auf Betreuungsleistungen, zum Beispiel Snacks, Getränke oder eine Hotelübernachtung mit Transfer, wenn der Flug erst am Folgetag startet.
Bei einem Flugausfall haben Sie Anspruch auf Rückerstattung oder Ersatzbeförderung
Wird ein Flug gestrichen, können Betroffene zwischen einer vollständigen Erstattung des Ticketpreises oder einer Ersatzbeförderung wählen. Je nach Zeitpunkt der Information über die Flugstreichung besteht auch ein Anspruch auf Entschädigung – zusätzlich zur Pflicht der Airline, für Betreuung zu sorgen.
Neues Flug-Tool: Rechte prüfen in wenigen Klicks
Mit dem neuen Flug-Tool des EVZ Deutschland (auch auf Englisch verfügbar) können Passagiere schnell und unkompliziert ihre Ansprüche prüfen. Einfach Thema auswählen, Fragen beantworten – und das Tool zeigt, welche Rechte bestehen. Diese sollten möglichst direkt über das Online-Formular der Airline geltend gemacht werden.
Wer damit keinen Erfolg hat, kann sich kostenlos an das EVZ Deutschland wenden. Als letzte Möglichkeit bleibt das vereinfachte Europäische Gerichtsverfahren.
Eine geplante Reform würde eine Verschlechterung für Verbraucher mit sich bringen
Derzeit wird eine überarbeitete EU-Verordnung zu Fluggastrechten zwischen Europäischem Parlament und Rat verhandelt. Mit einer Entscheidung wird im Herbst 2025 gerechnet, ein Inkrafttreten wäre frühestens 2027 möglich.
Das Netzwerk der Europäischen Verbraucherzentren (ECC-Net) kritisiert die aktuellen Vorschläge zur Überarbeitung deutlich, da vor allem bei den Entschädigungsregelungen spürbare Verschlechterungen für Reisende drohen. (Details siehe Pressemitteilung vom 20.03.2025).
Quelle: Europäisches Verbraucherzentrum Deutschland c/o Zentrums für Europäischen Verbraucherschutz e.V.