2. Oktober 2019, Österreich
Wo der Wein wächst
Besonderes und herbstliche Veranstaltungstipps 2019 aus Österreichs Weinbaugebieten und KellergassenÖsterreich erstaunt mit großer Weinvielfalt auf relativ kleinem Raum. In den charmanten Weinorten und den malerischen Kellergassen versteht man auch seit jeher, den Wein zu zelebrieren. Besonders im Herbst, wenn die Ernte eingebracht ist. Dann reift in den Fässern der Wiener Winzer unter anderem der „Gemischte Satz“. Ein Heurigenbesuch in der Ahrenberger und Eichberger Kellergasse im Traisental in Niederösterreich lässt sich mit einem Abstecher zum Aussichtsturm „Korkenzieher“ verbinden. Im Weinviertel in Niederösterreich trifft man sich in besonders pittoresken Kellergassen. „Klapotetze“ erklingen entlang der südsteirischen Weinstraße. Im Burgenland ist im November „Martiniloben“ angesagt.
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Rebsorten erschnuppern
In Wien erlebt der „Gemischte Satz“ eine Renaissance und trägt eine Slow-Food-Auszeichnung. Das Prinzip ist alt, die Begeisterung neu: In Wien erfreut sich der „Gemischte Satz“ großer Beliebtheit. Als schützenswertes regionales Produkt trägt dieser Wiener Wein das Prädikat „Slow-Food-Presidio-Produkt“ und hat es auch schon auf Weinkarten in den USA geschafft. Der „Gemischte Satz“ besteht aus mehreren Rebsorten, die – das ist die Besonderheit und der Unterschied zu einer Cuvée – in einem Weingarten wachsen, gemeinsam gepresst und vinifiziert werden. Welche Rebsorten ein Wiener Winzer wählt, ist ihm selbst überlassen. Soll der Wein die geschützte Herkunftsbezeichnung „Wiener Gemischter Satz“ tragen, muss er aus mindestens drei Rebsorten bestehen. Von der Hauptsorte darf der Winzer maximal fünfzig Prozent verwenden, der drittgrößte Anteil muss zumindest zehn Prozent ausmachen. So kommt es, dass jeder „Gemischte Satz“ seinen eigenen Charakter hat und jeder Wein, so sagen es die Wiener Winzer, die Vielfalt von Wien widerspiegelt.
Wie der „Wiener Gemischte Satz“ schmeckt, probiert man am besten in einem Heurigen der „WienWein-Winzer“. Dazu zählen die Weingüter Christ, Edlmoser, Wieninger, Cobenzl, Mayer am Pfarrplatz und Fuhrgassl-Huber. Mit ein bisschen Weinkenntnis gelingt es sogar, die eine oder andere Rebsorte zu erriechen oder zu erschmecken. www.wien.info
Den Korkenzieher erklimmen
Zum Wandern und Weingenuss lädt im Traisental in Niederösterreich die Ahrenberger und Eichberger Kellergasse. Südlich der Donau, wo das Mostviertel und die Region „Donau Niederösterreich“ aufeinandertreffen, erstreckt sich das kleine, feine Weinbaugebiet Traisental. Mit der Ahrenberger und Eichberger Kellergasse beherbergt es die längste Kellergasse Österreichs, die ganzjährig bewirtschaftet wird. Rund ums Jahr ist mindestens einer der Heurigen geöffnet. Hinter der Kellergasse erhebt sich eine Anhöhe und auf dieser steht der 15 Meter hohe Aussichtsturm „Korkenzieher“. Der Weg dorthin lohnt sich, denn vom Turm reicht der Blick weit über die Weingärten, zur Donau und zu den Bergen im Süden.
Wer mehr über das Traisental und seine Weinkultur erfahren will, macht sich mit einem Traisentaler Weinbegleiter auf den Weg. Die Kenner der Region bieten individuell buchbare Touren für kleine und größere Gruppen an und lassen jede Führung mit einer Weinverkostung ausklingen. Bekannt ist das Traisental für seine fruchtigen und würzigen Grünen Veltliner und die mineralischen Rieslinge. Beide Weinsorten sind unter der Herkunftsbezeichnung „Traisental DAC (Districtus Austriae Controllatus)“ erhältlich. www.mostviertel.at
Dörfer ohne Rauchfang besuchen
Für seine malerischen Kellergassen ist das Weinviertel in Niederösterreich bekannt. Sie liegen im Ort oder etwas außerhalb: die Kellergassen, in denen sich ein historisches Presshaus ans andere reiht. Typisch für die Presshäuser ist, dass sie keinen Kamin haben. Daher kommt die Bezeichnung „Dörfer ohne Rauchfang“. Zu den beliebtesten Fotomotiven zählen die Kellergassen am Galgenberg in Wildendürnbach und in Hadres im Pulkautal. Auch in Falkenstein, Poysdorf, Diepolz und vielen weiteren Orten bezaubern die außergewöhnlichen Häuserreihen.
Fürs Weinpressen werden die Gebäude kaum noch genutzt. In Verwendung sind hingegen die Keller, zum Teil wunderschöne Gewölbekeller tief unter der Erde. Einige Presshäuser haben sich in Heurige verwandelt, und die Kellergassen sind immer wieder Schauplatz von Festen. Zahlreiche Feste stehen im Weinherbst auf dem Programm. Gefeiert und getrunken wird dann nicht nur der Weinviertler Wein, auch andere regionale Produkte gibt es zu probieren. www.weinviertel.at
Dem „Klapotetz“ zuhören
Die Südsteiermark bezaubert mit ihrer Weinlandschaft und fröhlichen Festen. Hügel auf, Hügel ab, Weinstöcke, so weit das Auge reicht. Es ist eine wahre Landschaftspracht, die sich Besuchern der südsteirischen Weinstraße zeigt, und man staunt, wie sich die teils extrem steilen Lagen bewirtschaften lassen. Die südsteirischen Winzer wissen ihr Terrain bestens zu bearbeiten, immer mehr Winzer setzen zudem auf bio-zertifiziertes Wirtschaften. Seit 2018 tragen ihre Weine die Herkunftsbezeichnung „DAC“ (Districtus Austriae Controllatus). Die regionstypischen Sorten sind Sauvignon blanc, Welschriesling, Morillon (Chardonnay), Muskateller und Traminer.
Die wertvollen Weintrauben gilt es zu schützen. Darum ertönt im Sommer und Herbst, wenn die Trauben reifen, ein Geräusch, das man sonst nirgendwo in Österreich vernimmt: Der „Klapotetz“ kommt zum Einsatz, ein großes hölzernes Windrad, das mit seinem Geklapper Vögel von den Weintrauben fernhalten soll.
Wie überall in Weinregionen wird auch in der Südsteiermark die Ernte im Herbst gefeiert. Mit zahlreichen Festen, Verkostungen bei den Winzern und in den Buschenschänken. Zu den größeren Veranstaltungen zählt das Hopfen- und Weinlesefest von 27. bis 29. September in Leutschach. Von 3. bis 6. Oktober zelebriert Gamlitz das jährliche Weinfest. In Leibnitz trifft man sich am 12. und 13. Oktober zum Südsteirischen Herbstfest. www.suedsteirischeweinstrasse.at
Den Martin loben
Zwei landestypische Besonderheiten weiß das Burgenland rund um den 11. November festlich zu verbinden: Zum einen hat an diesem Tag der hl. Martin, der Schutzpatron des Bundeslandes, seinen Namenstag. Zum anderen eignet sich die Zeit nach der Weinlese und Ernte bestens zum Genießen und Feiern. Eine dementsprechend lange Tradition hat das „Martiniloben“ vor allem in den Weinorten rund um den Neusiedler See. Waren es früher Weinbauern, die am 11. November von Keller zu Keller gingen, um die jungen Weine zu verkosten und zu vergleichen, so machen sich heute Weinliebhaber aus nah und fern auf den Weg.
Rund um den sonnenverwöhnten Neusiedler See wachsen Weiß- und Rotweinsorten. Die am meisten verbreitete weiße Rebsorte ist der Welschriesling, gefolgt von Weißburgunder und Chardonnay. Bei den Rotweinen dominiert der Zweigelt vor dem Blaufränkischen, dem St. Laurent und dem Blauburgunder. www.burgenland.info