15. Mai 2024, Spanien
Vulkanischer Weingenuss: Edle Tropfen von den Kanaren

Süße Trauben aus dem besten Klima der Welt: Die Kanarischen Inseln sind nicht unbedingt als Weinregion bekannt - dabei produzieren die Winzer der Inselgruppe im Atlantik seit Jahrhunderten hervorragende Weine, die Sommeliers in aller Welt mit ihrem außergewöhnlichen Geschmack begeistern. Bereits im 16. Jahrhundert wurde Wein von den Kanaren nach Europa exportiert und an Adels- und Königshöfen ausgeschenkt - auch der berühmte englische Dramatiker William Shakespeare lobte ihn in den höchsten Tönen. Als im 19. Jahrhundert die Reblaus große Teile der europäischen Weinanbaugebiete vernichtete, blieben die kanarischen Reben dank ihrer exponierten Lage vor der Westküste Afrikas von der Plage verschont. Dies erklärt die unverwechselbaren, typischen Eigenschaften, die den kanarischen Wein seit jeher auszeichnen.
Von Negramoll bis Malvasía: Rebsorten so vielfältig wie die Kanaren selbst
Der Weinanbau auf den Kanaren erstreckt sich über mehrere Gebiete mit einer Gesamtfläche von rund 9.000 Hektar. Insgesamt 33 Rebsorten - 19 weiße und 14 rote - sind auf dem Archipel offiziell zum Anbau zugelassen. Am häufigsten werden die Sorten Negramoll und Listán Blanco angebaut, aber auch internationale Klassiker wie Cabernet Sauvignon, Pinot Noir und Syrah gehören zum Repertoire vieler Winzer.
Seit einigen Jahren konzentrieren sich die einheimischen Winzer zudem auf den Erhalt ursprünglicher Sorten wie Malvasía, Baboso oder Vijariego. Die traditionellen kanarischen Rebsorten gedeihen meist nur unter den außergewöhnlichen klimatischen Anbaubedingungen der Inseln und haben sich optimal an die vulkanisch-mineralischen Böden angepasst. Die Bewirtschaftung der Weinberge ist für die Winzer aufgrund des teilweise unwegsamen Geländes sehr anspruchsvoll und erfordert ein hohes Maß an Handarbeit. So pflanzen die Winzer auf Lanzarote ihre Reben direkt auf den schwarzen Lavakies und schützen sie in bis zu zwei Meter tiefen Mulden vor dem Wind. In den Sommermonaten bewahrt die Vulkanasche die Pflanzen zudem vor dem Austrocknen.
Kanarischer Wein - ein exklusiver Genuss
Die einzigartigen Böden prägen auch den Geschmack: Alle Weine der Kanarischen Inseln, die sich seit einigen Jahren mit dem Qualitätssiegel der geschützten Herkunftsbezeichnung schmücken dürfen, zeichnen sich durch eine besondere mineralische Note aus. Das Aroma lässt sich als leicht und fruchtig beschreiben und ist mit Weinen aus anderen Anbaugebieten kaum zu vergleichen. Wer die Gelegenheit hat, kanarischen Wein zu probieren, sollte unbedingt zugreifen, denn die produzierten Mengen sind in der Regel sehr gering. Meist decken die Winzer gerade den Bedarf der einheimischen Bevölkerung, weshalb viele der auf den Kanaren angebotenen Weine vom spanischen Festland stammen. Auch in Deutschland sind die edlen Tropfen nur schwer erhältlich.
Aufgrund dieser relativen Seltenheit gibt es auf den Kanaren auch für Weinkenner noch einiges zu entdecken: Die inselweite Spezialität ist der Rancio, ein traditionell hergestellter Wein, der durch oxidativen Ausbau veredelt wird und aus besonders heißen Anbaugebieten stammt. Er wird in zahlreichen Varianten von trocken bis süß angeboten. Mehrfach ausgezeichnet wurde der Vina Norte de Acentejo aus Teneriffa, der als einer der besten Weißweine Spaniens gilt. Auf Gran Canaria wiederum ist vor allem der Rotwein aus Listán Negro typisch, den Besucher in ausgewählten Bodegas zusammen mit lokalen Spezialitäten wie Käse und Oliven stilecht verkosten können. Lanzarote schließlich ist bekannt für seinen vulkanischen Malvasia, der von bis zu 100 Jahre alten Rebstöcken stammt.
