1. Februar 2011, Egg, Österreich
Voll auf Touren kommen
Österreich. Wo der Winter zu Hause istIm Bregenzerwald steht die Natur im Mittelpunkt des Wintererlebnisses. Der Zugang dazu ist, wie etwa im jüngst zusammengeschlossenen Skigebiet Damüls-Mellau oder in Warth-Schröcken, sportlich alpin, in der gesamten Region aktiv auf Tourenskiern, beim „SKI! Projekt“ sogar tänzerisch.
Eine aus Holz gebaute kleine Welt ist der Bregenzerwald. Einst für einige Jahrhunderte angeblich eigenständige „Wälderrepublik“, ist er bis heute eine kuschelige Idylle geblieben. Umgeben von Bodensee, Allgäu und der Arlberg-Region, ausgestattet mit markanter Architektur. Seien es die stämmigen Bauernhöfe, seien es die Beispiele moderner Baukunst, die Holz, Stein und Glas luftig verbinden. Ein Tal aus kleinen Dörfern, sanft erschlossenen Bergen, dessen Weichheit im Winter noch unterstrichen wird. Alberschwende, Andelsbuch-Bezau, Schwarzenberg-Bödele, Egg-Schetteregg, Hittisau, Hochhäderich, Riefensberg-Hochlitten. Wenige kennen die über das gesamte Tal verteilten 39 kleinen Lifte. Hier regiert Skitourismus für Anfänger, aber auch für Feinspitze, die es ins freie Gelände zieht.
„Hierher passt das SKI! Projekt“, steht für Michael Widmer außer Frage. Seit über einem Jahrzehnt überrascht der Skikünstler vor allem Wiedereinsteiger durch seinen tänzerischen Zugang zum Skilauf. Im Sommer mit Modern-Dance-Companys auf internationalen Bühnen unterwegs, tanzt er im Winter den Carver am Diedamskopf in Au-Schoppernau. „Wir haben inzwischen eigene Programme für Anfänger, Wiedereinsteiger oder Rekonvaleszente“, flüstert er fast. Frauen lieben den sanften Zugang besonders: Das spielerische, von modernen Tanztechniken inspirierte Aufwärmtraining für die Geschmeidigkeit, das Spiel mit der Schwerkraft auf der Piste. „Aber es ist keine Selbsterfahrungsgruppe, sondern Sport!“ Widmer will nicht ins esoterische Eck gestellt werden: „Unser Versprechen ist Kraft und gelenkschonende Fahrweise, intensive Auseinandersetzung mit den Bewegungsabläufen“.
An einzelnen Terminen wird erfahrenen Skifahrern das Tiefschnee-Erlebnis vermittelt. Nicht nur beim SKI! Projekt. Nirgendwo sonst wird dem Varianten- und Tourenskilauf so große Aufmerksamkeit zuteil wie im Bregenzerwald. Es ist alles vollständig organisiert: Man braucht sich nicht daheim um die Ausrüstung, am Urlaubsort um Skibergführer zu kümmern, und die Kosten inklusive komfortabler Unterkunft stehen fest. Der bequeme, gern auf Lifte zurückgreifende Variantenskifahrer genießt eine Skitouren-Schnupperpauschale, Fortgeschrittene nutzen das intensive Tourenpaket, bei dem 2000er wie Kanisfluh, Künzelspitze oder Juppenspitze bewältigt werden.
„Mit Tourenanfängern fahren wir gern auf den Diedamskopf“, verrät Stefan Moosbrugger, einer der professionellen Tourenguides. Während vom Skigebiet des Diedamskopfes bei Schoppernau aus die Fahrt durch den Tiefschnee noch im Mittelpunkt steht, verlagert sich bei den „richtigen“ Skitouren das Zeitbudget deutlich in Richtung Aufstieg. Der Beginn eines spannenden Tourentags ist schon der Vorabend. Gefragt ist das gesprächsweise Sondieren der eigenen Leistungsfähigkeit gegenüber dem Skilehrer oder einer sich sammelnden Gruppe. Nicht nur auf die skitechnischen Möglichkeiten, sondern auch auf die konditionelle Einschätzung kommt es an. Stufe zwei ist die Überprüfung des Materials. An vielen Orten, etwa dem Verleih in der Talstation zum Diedamskopf, gibt es heutzutage hochwertige Tourenausrüstung zu borgen. Dass zur Skitour ein Rucksack mit Lawinen-Pieps und Schaufel gehört, ist selbstverständlich. Kein Skilehrer darf mit einem Gast ohne diese Ausrüstung ins freie Gelände abzweigen. Zum Glück ist mit der gewandelten Bezeichnung vom Tiefschneefahren zum Freeriden diese technische Sicherheitskomponente Allgemeingut geworden.
etwa dem Verleih in der Talstation zum Diedamskopf, gibt es heutzutage hochwertige Tourenausrüstung zu borgen. Dass zur Skitour ein Rucksack mit Lawinen-Pieps und Schaufel gehört, ist selbstverständlich. Kein Skilehrer darf mit einem Gast ohne diese Ausrüstung ins freie Gelände abzweigen. Zum Glück ist mit der gewandelten Bezeichnung vom Tiefschneefahren zum Freeriden diese technische Sicherheitskomponente Allgemeingut geworden.
Und irgendwann führt der letzte Schwung in die Hütte. Natürlich gibt es im neu zusammengeschlossenen, liftreichen Skigebiet von Damüls (1400 m) und Mellau (710 m) besonders viele. Auf der Elsenalp drängt sich das hungrige Skivolk ebenso wie beim Simma, einem Restaurant in einer alten Alphütte auf der Mellauer Seite. Es ist zum Staunen, wie dicht bevölkert dort die Plätze sind, kommt einem auf den weitläufigen Pisten doch nur selten ein Skifahrer in die Quere. Kein Wunder, summieren sich die Pisten doch bereits auf über 100 Kilometer. Die steilen Pisten und Routen vom Hohen Licht oder unterhalb des Portlahorns fordern, und Schneelage wie hochalpine Landschaft täuschen darüber hinweg, dass man sich hier meist unterhalb von 2000 Metern Seehöhe bewegt. Nur bei den Temperaturen macht sich das angenehm bemerkbar.