23. November 2011, Hamm, Ruhrgebiet
Verwischte Spuren. Sonderausstellung im Gustav-Lübcke-Museum
Erinnerung und Gedenken an nationalsozialistisches Unrecht in Westfalen - eine biografische Suche und Verwischte Spuren. Eine biografische Suche in HammDie Wanderausstellung des LWL-Museumsamtes „Verwischte Spuren. Erinnerung und Gedenken an nationalsozialistisches Unrecht in Westfalen – eine biografische Suche“ zeigt 16 Lebenswege von Menschen aus Westfalen während der Zeit des Nationalsozialismus sowie Objekte aus dem Lebenszusammenhang dieser Personen. Die Präsentation wurde in enger Kooperation mit verschiedenen Gedenkstätten in NRW erarbeitet. Eine Audio-Station vertieft den Zugang zum Leben des ukrainischen Zwangsarbeiters Valentin Batow und zu dem der Politikerin Jeanette Wolff.
Im ersten Ausstellungsbereich stehen „verwischte Spuren“ im Mittelpunkt. Gemeint sind Objekte, die keine eindeutige biografische Zuordnung erlauben,wie etwa ein von einem unbekannten sowjetischen Kriegsgefangenen gebasteltes Strohkästchen oder ein auf dem Gelände eines Gefangenenlagers ge-fundener Löffel. Der zweite Abschnitt, die „Fundstücke“, verbindet interessante Objektgeschichten mit biografischen Informationen aus Westfalen. So ist die Jacke eines KZ-Häftlings zu sehen, die nach sei-nem Tod 1994 in seinem Kohlenkeller gefunden wurde – er hatte sie sein Leben lang als Arbeitskleidung genutzt. Und der Einband, der als alleiniger Rest vom Fotoalbum einer jüdischen Familie aus Drensteinfurt übrig geblieben ist, erinnert an die Auslöschung einer ganzen Bevölkerungsgruppe. Im Kapitel „Täter, Mitläufer, Zuschauer“ liegt das Augenmerk auf den denjenigen, die bei Verfolgung und Vernichtung auf der Täterseite standen und in ihren Positionen unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten hatten. Im letzten Abschnitt „Leben mit der Erinnerung“ schließlich widmet sich die Ausstellung Männern und Frauen, die in ihrer Zeitzeugenschaft eine besondere Aufgabe gesehen haben oder bis heute unter den Verbrechen der Nationalsozialisten leiden.
Im Gustav-Lübcke-Museum wird diese Ausstellung erweitert durch die Präsentation „Verwischte Spuren. Eine biografische Suche in Hamm“. Der Fokus dieser Präsentation liegt auf der Lokalgeschichte; gezeigt werden einerseits Menschen, die an den Schlüsselstellen der Macht saßen – in Politik, Medizin, Polizei, Justiz – und als öffentliche Funktionsträger die nationalsozialistische Ideologie durchsetzten. Andererseits sind Lebensläufe von meist unbekannten Personen nachgezeichnet, die unter dem NS-Regime Unrecht erdulden mussten, die drangsaliert, eingesperrt und gefoltert wurden. Auch Biografien von Frauen und Männern, die kirchlichen, kommunistischen oder sozialdemokratischen Widerstand leisteten, sind dabei zu sehen.
In erster Linie werden Fotos und Dokumente, ferner authentische Zeugnisse gezeigt, die die Lebenswege dokumentieren und veranschaulichen. Aufgrund ausführlicher Recherche ist es möglich, für die Abteilung „Eine biografische Suche in Hamm“ bislang aus kaum bekanntem Archivmaterial Biografien vorzustellen, die das unterdrückerische Verflechtungssystem in der Diktatur auf lokaler Ebene deutlich machen.
Das Gustav-Lübcke-Museum bietet begleitend zu den Ausstellungen Führungen und museumspädago-gische Veranstaltungen an.
In Hamm wird die Ausstellung durch die Stadtwerke Hamm GmbH unterstützt.
Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie unter der Adresse www.hamm.de/gustav-luebcke-museum