19. April 2012, Ayent, Schweiz
Suonen-Museum in Botyre
Die Suonen, die Wasserleitungen aus den Bergen, waren einst die Lebensversicherung der Walliser Bauern. Das sind sie zum Teil auch heute noch. Und nicht nur das: Herrliche Wanderpfade führen entlang der idyllischen Suonen. Eine Touristenattraktion, der ab Juni ein Museum gewidmet ist.
Suonen sind meist sehr alte, schmale Kanäle, welche die Täler im regenarmen Wallis seit Jahrhunderten mit Wasser versorgen. Zur Bewässerung ihrer Felder und Kulturen haben die Walliser Bauern Wasser in weit entfernten Gletscher-Bächen gesucht und dieses oftmals von mehr als 10 km Entfernung dahin geführt, wo es benötigt wurde. Die eindrücklichen Suonen, die französisch sprechenden Teil des Wallis „bisses“ genannt werden, durchqueren Felsschluchten, Felsen und Wälder. Einige der Kanäle sind ungewissen Ursprungs, andere wurden im Mittelalter erbaut. Teilweise sind diese veraltet, andere wurden erhalten und sind bis heute in Betrieb.
Diese Suonen, oft unter Lebensgefahr erbaut, zeigen die Genialität und Entschlossenheit der Walliser Vorfahren. Suonen sind wesentlicher Bestandteil der Geschichte des Wallis; ohne sie wäre die Entwicklung zu einer blühenden Landwirtschaft und damit zu einer Besiedelung bis in die hintersten Täler nicht möglich gewesen. Die Suonen waren und sind bis heute ein unersetzliches Mittel zur Bewässerung. Um die Bedeutung hervorzuheben und auch deren Erhaltung zu sichern, strebt der Kanton Wallis die Aufnahme ins Verzeichnis der Unesco als Kulturerbe an.
Im Juni wird im Dörfchen Botyre, das zwischen Sion und Anzère liegt, ein Suonen-Museum eröffnet. In dem wunderschönen Gebäude aus dem 17. Jahrhundert wird die Geschichte der Suonen und ihre immense Wichtigkeit für das Wallis beleuchtet. In acht Räumen wird die Faszination Suone präsentiert. Von den ersten Zeit-Zeugnissen bis hin zur Moderne. Ein riesiges Modell des Wallis (vom Rhone-Knie bis Brig, Massstab ca. 1:15000), erlaubt eine Gesamtübersicht der Suonen. Der Besucher wird so quasi im Rhonetal spazieren und den Verlauf der Suonen beobachten können, welche die Hänge der rechten und die Anhöhen der linken Talseite durchstreifen.
Im Museum wird auch auf die soziokulturellen Besonderheiten der Suonen hingewiesen. Bau und Unterhalt der Leitungen waren im Gemeinwesen organisiert, der Wassergebrauch in einem bestimmten Gebiet mit der „Wasserkehrordnung“ geregelt und die Rechte aller damit gleichmässig verteidigt. Die Amerikanerin Elinor Ostrom wurde 2009 als erste Frau mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet, weil sie aufgezeigt hatte, wie gemeinschaftliches Eigentum von Nutzerorganisationen erfolgreich verwaltet werden kann. Bei ihren Untersuchungen spielte die Walliser Gemeinde Törbel und deren Regelung der „Wasserkehrordnung“eine zentrale Rolle.
Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie unter der Adresse www.suonenmuseum.ch
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