21. August 2023, Saale-Unstrut
Strahlend schön im Mittelalter: Eine Reise durch Saale-Unstrut im Stil der Romanik

Eine der beliebtesten touristischen Routen Deutschlands feiert dieses Jahr ihren 30. Geburtstag: die Route der Romanik. In Saale-Unstrut führt sie zu einigen der beeindruckendsten historischen Gebäude in Deutschland. Ein kultureller Reisetipp für die Herbstsaison 2023.
Runde Bögen, tonnenschwere Gewölbe, massive Mauern: Die Epoche der Romanik war die erste paneuropäische Stilrichtung nach dem Untergang des Römischen Reiches und übt bis heute eine faszinierende Anziehungskraft aus. Etwa ab dem Jahr 1000 n. Chr. prägte der "römische" Stil für rund drei Jahrhunderte die sakrale Architektur im Abendland – von den Mittelmeerländern bis Skandinavien, von Osteuropa bis zu den britischen Inseln. Viele Kathedralen, Burgen, Kirchen und Klöster dieser Ära sind sogar nördlich der Alpen erstaunlich gut erhalten.
Seit 1993 verbindet die Route der Romanik die bedeutendsten Zeitzeugen in Mitteldeutschland, wobei über 20 von ihnen in der Region Saale-Unstrut zu finden sind. Besucheranziehungspunkte in dieser Wein- und Kulturregion sind der Naumburger Dom, der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, sowie der tausendjährige Merseburger Dom. Dennoch sind auch weniger bekannte Bauwerke, mitunter abseits der Hauptstraße, einen Besuch wert. Hier sind sechs Empfehlungen für eine Entdeckungsreise im Herbst:
Kloster Memleben
Im Fokus des Jubiläumsjahres der Straße der Romanik steht das Projekt "Des Kaisers letzte Reise". Anhand von fünf Stationen wird der letzte Reiseweg des römisch-deutschen Kaisers Otto des Großen von Italien nach Memleben beleuchtet, wo er überraschend im Jahr 973 verstarb. Bis heute soll sein Herz in dem kleinen Ort an der Unstrut in Sachsen-Anhalt bestattet sein.
Die Sonderausstellung "Des Kaisers Herz – Archäologische Tiefenfahndung am Sterbeort Ottos des Großen" im Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben präsentiert bis zum 31. Oktober 2023 archäologische Fundstücke, die bei der Suche nach "Des Kaisers Herz" ans Licht gekommen sind. Mithilfe moderner Technologie können Besucher die mittelalterliche Klosteranlage im virtuellen Raum wiederauferstehen lassen. Dank Augmented Reality werden die Monumentalkirche aus dem 10. Jahrhundert, von der nur Fundamente und wenige Mauerreste übrig sind, sowie die spätromanische Klosterkirche, die heute als Ruine sichtbar ist, in ihrer vollen Größe und Schönheit dargestellt. Die Ausstellung gewährt außerdem Einblicke in die Erkenntnisse der neuesten archäologischen Ausgrabungen, die ab Ende August vor Ort fortgesetzt werden.
Veranstaltungshinweis: Bis Ende Oktober bietet das Museum regelmäßig samstags Führungen, Fachvorträge und Wanderungen an.
Klosterkirche Zscheiplitz
Entlang des Flussverlaufs der Unstrut etwa 30 Kilometer weiter in östlicher Richtung befindet sich auf einem Berg hoch über dem Fluss ein Juwel entlang der Straße der Romanik: die Klosterkirche Zscheiplitz. In den 1980er Jahren wurde das historische Bauwerk gerettet, das wahrscheinlich im späten 11. Jahrhundert oder zu Beginn des 12. Jahrhunderts entstand, um dem Verfall zu entgehen. Bis heute engagiert sich der Verein "Kloster Zscheiplitz – Klosterbrüder e.V." für den Erhalt der Kirche und wurde im Sommer mit dem Silbernen Romanikpreis ausgezeichnet. Bis zum 31. Oktober ist das Kirchengelände inklusive des Zugangs zur Gruft täglich geöffnet. Von der Kirchenmauer aus bietet sich ein malerischer Blick auf die Weinberge und das Unstruttal bis hin zum Schloss Neuenburg, einer weiteren Station entlang der Straße der Romanik. Gleich in der Nähe lädt das Weingut Pawis an den Wochenenden in seine Straußwirtschaft ein.
Veranstaltungshinweis: Am 6. September 2023 findet ein Sommerkonzert mit dem Violinisten Matthias Erben statt, der bereits seit über 30 Jahren in der Kirche auftritt.
Burg Querfurt
Ein Höhepunkt entlang der Straße der Romanik ist die weiter nördlich gelegene Burg Querfurt, die nach mehrjährigen Restaurierungsarbeiten auf dem Burghof nun wieder uneingeschränkt zugänglich ist. Mit über 1100 Jahren Geschichte zählt sie zu den ältesten Burgen entlang dieser Ferienstraße und beeindruckt mit ihrer imposanten Erscheinung. Drei Türme, zwei Ringmauern und die mittelalterlichen Befestigungen sind weithin sichtbar. Bei Führungen an Sonn- und Feiertagen tauchen Gäste in das Mittelalter ein und erfahren mehr über die geschichtliche Bedeutung. Die Burg diente auch als Filmkulisse und war unter anderem Drehort für "Räuber Hotzenplotz", "Die Päpstin" und "Der Medicus".
Veranstaltungshinweis: Am 30. September 2023 findet auf dem Burggelände ein Hoffest im Bauernmuseum statt. Am 3. November 2023 kann die Anlage während "Nachts auf der Burg" im Dunkeln erlebt werden.
Stiftskirche und Kloster Petersberg
Eindrucksvolle Einblicke in das Klosterleben ermöglichen die Stiftskirche und das Kloster St. Petrus auf dem Petersberg nördlich von Halle. Das im Jahr 1124 von den Wettinern auf einem Porphyrhügel gegründete Augustinerchorherrenstift dient heute als Pfarr- und Klosterkirche. Nach der Reformation verfiel das Gotteshaus. Jedoch setzten sich berühmte Besucher wie Goethe und Schinkel dafür ein, dass die Kirche wieder als dreischiffige, kreuzförmige, romanische Basilika erlebt werden kann. Die Stiftskirche ist täglich geöffnet. Dienstags bis samstags sind Gäste morgens, mittags und abends zum Gebet der sechs hier lebenden Mönche und Nonnen eingeladen. Führungen werden auf Anfrage vom Verein "Freundeskreis für den Erhalt der Stiftskirche Petersberg bei Halle" angeboten.
Klosterkirche Thalbürgel
Auch abseits der Straße der Romanik, weiter südlich in Thüringen, bewahrt Saale-Unstrut sehenswerte Schätze der Romanik. Zu den bedeutendsten romanischen Sakralbauten in Thüringen gehört die Klosterkirche Thalbürgel östlich von Jena. Die im Jahr 1133 gegründete Benediktinerabtei ist heute die Pfarr- und Klosterkirche der evangelischen Kirchgemeinde Bürgel. Bis zur Reformation lebten hier die Benediktinermönche in der Hirsauer Prägung. Besonders bemerkenswert ist, dass das Fundament des einzigen benediktinischen Staffelchores in Deutschland noch heute sichtbar ist. Auch hier führte die Reformation zunächst zum Verfall der Kirche, erst im 19. Jahrhundert konnten die Seitenschiffe sowie die Vorkirche und die Mönchskirche mit dem Vierungsbogen wiederhergestellt werden. Die Kirche ist bis Ende Oktober an den Wochenenden geöffnet. Führungen können nach Voranmeldung gebucht werden.
Veranstaltungshinweis: Am 30. September 2023 findet eine Nacht der Kammermusik statt, bei der Werke von Chopin, Dvořák und Vasks erklingen.
Klosterkirche Bad Klosterlausnitz
Nur wenige Kilometer entfernt blickt die im 12. Jahrhundert gegründete Klosterkirche Bad Klosterlausnitz auf eine ähnliche Geschichte zurück. Sie gehörte zu einem Augustiner-Nonnenkloster, das während der Reformation aufgelöst wurde. Im 18. Jahrhundert wurden die verfallenen Klostergebäude abgerissen und an ihrer Stelle entstand ein herzogliches Jagdschloss. Über hundert Jahre später begann der Wiederaufbau der Kirche nach den Plänen des preußischen Landeskonservators Ferdinand von Quast. Die heutige Kirche in Form einer romanischen Pfeilerbasilika gilt als Meisterwerk der Baukunst des 19. Jahrhunderts. Sie ist täglich von zehn bis 16 Uhr geöffnet.
Veranstaltungshinweis: Bis zum 27. September 2023 gibt es mittwochs jeweils Abendmusik in der Klosterkirche.
Weitere Informationen zu den vorgestellten Bauwerken sowie anderen Sehenswürdigkeiten bietet die Website Saale-Unstrut unter www.saale-unstrut-tourismus.de.
