23. Januar 2014, Hamm, Ruhrgebiet
Schätze auf Reisen
Gustav-Lübcke-Museum präsentiert sich in der Umbauphase auswärtsLeihgaben aus dem Gustav-Lübcke-Museum in Hamm sind derzeit stark gefragt: Das Museum, das gerade mitten in einer aufwändigen Sanierungsphase steckt, muss aufgrund der Baumaßnahmen in diesem Jahr schließen und schickt daher einige Exponate auf Reisen. „Aus verschiedenen Teilen Deutschlands bis nach Bayern haben uns Anfragen erreicht“, betont Museumsdirektorin Dr. Friederike Daugelat. „Wir freuen uns sehr über das Interesse und nutzen die Gelegenheit, auch einmal einige unserer Schätze zu verleihen, die wir normalerweise nicht weggeben können, da wir sie für die eigenen Dauerausstellungen benötigen.“ Der Umbau ermöglicht nun jedoch einen erhöhten Leihverkehr. Mannheim, Hildesheim, München und Böblingen sind einige herausgehobene Stationen, an denen 2014 Stücke aus dem Gustav-Lübcke-Museum zu sehen sein werden. Aber auch im näheren Umkreis wie Plettenberg, Soest, Lüdenscheid, Essen oder Bochum sind einzelne Exponate zu sehen. Und in Hamm selbst ist das Museum ebenfalls präsent durch eine Beteiligung an der Ausstellung „Bodenschätze“, die am 6. April im Maxipark eröffnet wird.
„Einige Leihanfragen mussten wir sogar ablehnen, da wir bestimmte Stücke auch in der Umbauphase im Hause benötigen“, ergänzt Friederike Daugelat. „Da wir parallel alle Dauerausstellungsbereiche neu einrichten, müssen wir mit den Exponaten hier vor Ort arbeiten können. Aber wir freuen uns sehr über die große Nachfrage.“ Noch bis zum 5. Februar ist beispielsweise eine umfangreiche Ausstellung mit Grafiken des Expressionismus in Plettenberg zu sehen, die vollständig vom Gustav-Lübcke-Museum bestückt wurde. „Das ist etwas ganz besonderes und zeigt die hohe Qualität unserer Bestände“, sagt die Museumsdirektorin. Angeregt durch die Hammer Ausstellung „Menschenbilder im Expressionismus“ sind dort nun insgesamt 26 Arbeiten zu sehen. Ein größeres Konvolut an Leihgaben ist gerade nach Soest gegangen zur Jubiläumsausstellung von Hans Kaiser. Das Wilhelm-Morgner-Haus zeigt bis zum 23. Februar das glasmalerische Werk des bekannten Informel-Künstlers und präsentiert dabei elf Werke aus dem Gustav-Lübcke-Museum, das den künstlerischen Nachlass Kaisers verwaltet. Unter den Stücken sind zwei bleiverglaste Fenster, das frisch restaurierte Bild „Romanik“ sowie der Entwurf für das Rundbogenfenster der Sakramentskapelle St. Patrokli in Soest. Vom 16. Februar bis zum 27. April schließt eine Schau im Kunstmuseum Bochum an, die sich ebenfalls Hans Kaiser widmet aus Anlass von dessen 100. Geburtstag. Auch hier gibt das Museum aus Hamm vier Werke.
Von April bis Ende September schickt das Gustav-Lübcke-Museum die „Chinesische Szene“ von Hermann Stenner von 1913 auf Reisen, ein Werk, das in der hauseigenen Expressionismus-Ausstellung ebenfalls viele Bewunderer fand. Es wird in der Schau „Vertraute Fremde – Vorstellungsbilder über das Andere“ in der Stadtgalerie Böblingen gezeigt und kehrt pünktlich zur Neueröffnung der Abteilung „Kunst der Moderne“ zurück nach Hamm. Ein Ritterschlag für das Gustav-Lübcke-Museum ist schließlich die Leihanfrage aus dem Lenbachhaus in München. Das Bild „Märchen (Sindelsdorf)“ von August Macke (1911) geht im Rahmen der Schau „August Macke – Franz Marc“ zunächst ins Kunstmuseum Bonn und von dort nach Bayern. „Dies ist das einzige Werk, das zur Wiedereröffnung der neuen Dauerausstellung noch nicht an seinem Platz hängen wird“, erklärt Friederike Daugelat. „Durch prominente Leihgaben machen wir unser Haus aber auch außerhalb bekannt. Daher haben wir ausnahmsweise zugestimmt, das Bild bis Mai 2015 herauszugeben.“
Auch einige wichtige ägyptische Exponate sind 2014 und 2015 unterwegs. Das Gustav-Lübcke-Museum verfügt über die größte ägyptische Sammlung in Westfalen und gibt zwei bedeutende Mumienporträts und ein paar Ohrringe zu der großen Doppelschau „Die Entstehung der Welt“, die von September 2014 bis Januar 2015 im Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim läuft und im Anschluss bis Juni 2015 nach Mannheim geht. „Diese Ausstellung hat ein hohes Renommee und wir freuen uns, daran beteiligt zu sein“, sagt Museumsleiterin Daugelat. Zur Eröffnung der neuen ägyptischen Abteilung im Sommer 2015 in Hamm werden die wertvollen Stücke jedoch zurück sein.
Die Abteilung Stadtgeschichte wird bereits im Januar 2015 im Gustav-Lübcke-Museum wiedereröffnet. Daher konnten nach Angaben des Museums Leihangfragen hier zum Teil nicht über einen längeren Zeitraum bewilligt werden. Aber auch so sind einige prominente Stücke in anderen Häusern zu sehen. Darunter finden sich auch Exponate, die einem einen Schauer über den Rücken laufen lassen können, wie etwa ein Richtschwert, ein Richtbeil oder Fußfesseln, die in der Ausstellung mit dem passenden Namen „Galgen, Rad und Scheiterhaufen“ noch bis Ende März in Lennestedt-Saalhausen zu sehen sind. Nicht minder grausame Themen mit Bezug zu verschiedenen Kriegen werden in anderen Präsentationen aufgegriffen, zu denen Hamm ebenfalls wertvolle Stücke beisteuert, zum Beispiel im Rahmen der Schau „Wider Napoleon!“ in Lüdenscheid oder bei einer LWL-Wanderausstellung zum 1. Weltkrieg. Im RuhrMuseum in Essen schließlich findet sich derzeit unter anderem ein Plan von der Schlacht bei Vellinghausen oder eine Abbildung von Truppenaufmärschen in Hamm.
Und auch die Abteilung Vor- und Frühgeschichte präsentiert sich in diesem Jahr außerhalb, wenn auch nur wenige Kilometer vom Gustav-Lübcke-Museum entfernt. Wenn im April die Ausstellung „Bodenschätze“ im Hammer Maximilianpark eröffnet wird, können Kinder, die dort nach Bodenschätzen suchen, auch einige Originalfunde aus dem Museum bestaunen. „Von der Altsteinzeit bis zum Mittelalter sind alle wichtigen Epochen vertreten“, fasst Friederike Daugelat zusammen. „Und wer sich die Ausstellung aufmerksam anschaut, wird vielleicht Einiges in der neuen Dauerausstellung im Gustav-Lübcke-Museum wiederentdecken, die im Frühjahr 2015 eröffnet wird. Solange lohnt es sich, mit offenen Augen durch andere Museen zu gehen – dort kann man 2014 oft auf das Gustav-Lübcke-Museum stoßen.“
Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie unter der Adresse www.hamm.de/gustav-luebcke-museum