19. Juli 2024, Spanien
Piraten und Freibeuter auf den Kanaren
Ein Ort der Gegensätze: Auf der einen Seite stehen die Kanarischen Inseln für traumhafte Strände, ganzjährig sommerliche Temperaturen und Sonne satt - auf der anderen Seite begeistert die Inselgruppe mit einer bewegten Geschichte. Vor allem seit der Eingliederung der Inselgruppe in die spanische Krone im 15. Jahrhundert galten die Kanaren stets als geostrategisch wichtige Region innerhalb der neuen Weltordnung und markierten einen bedeutenden Knotenpunkt der wichtigsten Seewege in die Neue Welt.
So festigte der Archipel im Laufe der Jahre seine Rolle als Brücke und obligatorischer Zwischenstopp für die Schiffe, die zwischen Europa, Asien und der Neuen Welt Handel trieben, und geriet immer mehr ins Visier der Piraten, die auf den Inseln ihre räuberischen Spuren hinterließen.
Der Unterschied zwischen Seeräubern und Piraten
Die Kanarischen Inseln waren Schauplatz von Kaperfahrten vieler Nationalitäten, vor allem der Franzosen, Engländer und Niederländer. An dieser Stelle ist es wichtig, zwischen Piraten und Freibeutern zu unterscheiden. Freibeuter waren Seeräuber, die von einer Nation zu ihren Raubzügen und Überfällen ermächtigt wurden. Sie erhielten in der Regel vom jeweiligen Herrscher einen so genannten Kaperbrief, der ihnen erlaubte, feindliche Schiffe und Häfen anzugreifen. Echte Piraten hingegen handelten außerhalb der Gesetze und Gepflogenheiten der Seekriegsführung, setzten sich über jede Autorität hinweg und überfielen alle Arten von Schiffen und Besitztümern, unabhängig von deren Flagge.
Piratenüberfälle über mehrere Jahrhunderte
Historische Quellen belegen, dass Überfälle aus Nordafrika vor allem für die östlichen Kanarischen Inseln eine besonders große Bedrohung darstellten. So kam es in den Jahren 1569, 1571, 1586 und 1618 zu größeren Überfällen auf Lanzarote und 1593 auf Fuerteventura.
Im 17. Jahrhundert nahm die Piraterie auf allen Kanarischen Inseln noch einmal drastisch zu, was vor allem auf die Schwächung der spanischen Krone durch die anhaltenden Kriege gegen Frankreich und Flandern zurückzuführen war. Die daraus resultierende Unsicherheit veranlasste die spanischen Monarchen, ein System von Küstenbefestigungen in Form von Türmen und Burgen zu errichten, um die Angriffe abzuwehren. Viele dieser Anlagen sind heute noch zu besichtigen.
Inseln der Piraten - von Le Clerc bis Amaro Pargo
Unter den Piraten und Freibeutern, die auf den Kanarischen Inseln landeten, gab es einige sehr bekannte Seeräuber, darunter der Franzose François Le Clerc, der 1553 Santa Cruz de La Palma plünderte und niederbrannte, und Juan Capdeville, der 1571 San Sebastián de La Gomera verwüstete. Hinzu kommen die Engländer Francis Drake, der 1585 mit seinem Angriff auf Santa Cruz de La Palma scheiterte, und John Jennings, der 1706 vor Santa Cruz de Tenerife zurückgeschlagen wurde. Der Niederländer Pieter Van der Does schließlich plünderte und brandschatzte 1599 Las Palmas de Gran Canaria.
Der Archipel brachte aber auch selbst Piraten hervor, der berüchtigtste war sicherlich Amaro Pargo aus La Laguna, der einen Ruf und eine Popularität erlangte, die mit der des berühmten Blackbeard vergleichbar ist. Ebenfalls aus dem Archipel stammen der mysteriöse Ángel García, genannt „Hundekopf“, der in Santa Cruz de Tenerife hingerichtet wurde, und Simón Romero, der in Las Palmas de Gran Canaria geboren wurde und unter algerischer Flagge Kaperfahrten unternahm.
Weitere Informationen über die Kanarischen Inseln: www.hallokanarischeinseln.com
