10. August 2012, Hannover, Städte Niedersachsen
Niedlicher Nachwuchs bei den Nördlichen Seebären
Einzigartig in EuropaDie Kleinen sind beim besten Willen nicht zu überhören. Pausenlos wird gebrüllt und gekeckert und oft schlägt die Stimme in eine Art – pardon, das muss mal gesagt werden – Rülpsen um. Seit kurzem ist der Lärmpegel bei den Nördlichen Seebären im Erlebnis-Zoo Hannover besonders hoch: Diva, Donna und Smilla haben Nachwuchs bekommen. Ihre Töchter Gloria, Giselle und Grazia kamen am 16., 17. und 19. Juni 2012 zur Welt und erkunden jetzt das Hafenbecken in Yukon Bay.
Die drei Kleinen klingen ein bisschen, als hätten sie die ganze Nacht durchgesungen. Grund zum Feiern hätten sie allemal: Sie sind der einzige Nachwuchs Nördlicher Seebären in Europa, denn Nördliche Seebären werden in Europa nur im Erlebnis-Zoo Hannover gehalten. Weitere Zuchtgruppen gibt es in Japan, Russland und den USA.
Die ersten Wochen haben die kleinen Robben hinter den Kulissen verbracht, wo es dementsprechend laut war. Weil Seebärenbabys ihre Mutter an der Stimme erkennen, brüllen sich Mutter und Kind die ersten Tage beständig an. Ein Konzert der schiefen Töne!
Dann mussten Gloria, Grazia und Giselle an das Wasser gewöhnt werden. Angeblich können Seebären von Anfang an schwimmen, aber erst mit vier Wochen gehen sie ins Wasser. Um ganz sicher zu gehen, dass die Kleinen sich über Wasser halten und alleine wieder an Land klettern können, verlegte das Zooteam die ersten Schwimmstunden der vier Wochen alten Mädchen in ein flaches Becken hinter den Kulissen. Tatsächlich dauerte es Tage, bis die Mini-Robben mutig genug waren, die Flossen ins Wasser zu setzen und endlich ungeschickt loszupaddeln. Aber nach einer Woche hatten die Mädchen ihre extrem langen Flossen unter Kontrolle und sind seitdem kaum noch aus dem Wasser zu locken.
Mit ihren aktuell 8.800, 8.900 und 9.800 Gramm passen sie zwar immer noch nicht ganz in ihr Fell, das Falten wirft wie ein drei Nummern zu großer Schlafanzug, aber sie sind jetzt groß und kräftig genug, um sich in die Wellen des Hafenbeckens von Yukon Bay zu stürzen.
Die Kleinen sind ab Sonnabend, 11. August, täglich von 14.30-16 Uhr bei ihren Schwimmstunden zu sehen. Am besten kann man Grazia, Giselle und Gloria in der Unterwasserstation beobachten – sie schwimmen gerne direkt an den Scheiben vorbei.
Der Nördliche Seebär
Steckbrief:
Herkunft: Arktis, Alaska, Kanada, Russland
Größe: Weibchen 1,50m, Männchen 2,10m
Gewicht: Weibchen 40-60 Kg, Männchen über 275 Kg
Nahrung: Fisch, Tintenfisch
Tragzeit: 51 Wochen
Lebensdauer: ca. 25 Jahre
Perfekt angepasst
Seebären sind nahezu perfekt an ihre kalte Umgebung angepasst. Auf einem Quadratzentimeter Haut trägt der Seebär bis zu 50.000 Haare. Sein enorm dichter Pelz ist vollkommen wasserundurchlässig. Zudem schützt eine zusätzliche Fettschicht unter der Haut vor der Kälte. Diese Isolierung funktioniert so gut, dass in der Sonne liegende Seebären wie Hunde hecheln müssen, um sich abzukühlen. Im 8-12 C° kalten Wasser fühlen sie sich am wohlsten. Sind sie erst einmal in ihrem Element, können Seebären eine Geschwindigkeit von 27 km/h erreichen und 80 m tief tauchen.
Warten auf die Richtige
Es ist jedes Jahr das gleiche Schauspiel. Mitte Mai treffen unzählige stattliche Seebärenbullen an einer bestimmten Küste ein. Sie robben sich an Land und streiten mit ihren Artgenossen um das beste Grundstück. Ist es gefunden, verzichten die mächtigen Seebären auf Futter und Wasser. Sie warten nur noch auf ihre Weibchen. Wenn es sein muss, monatelang. Die Gefahr, dass sie sich verpassen besteht nicht. Denn Seebären treffen sich immer dort wieder, wo sie selbst geboren worden sind.
Mit Anhang
Wenn endlich alle versammelt sind, müssen sich die Männchen immer noch gedulden. Nur wenige Stunden nach ihrer Ankunft bringen die Weibchen zunächst ihr Jungtier der letzten Paarung zur Welt. Dann aber, kurz nach der Geburt, verpaart sich die Seebärenmutter erneut und wird wieder trächtig. Der winzige Keimling beginnt jedoch erst nach ca. vier Monaten zu wachsen. Und genau 51 Wochen später wird das Seebärenweibchen ihren fünf Kilogramm schweren Nachwuchs genau dort zur Welt bringen, wo sie es schon immer getan hat. An ihrer eigenen Geburtsstätte, mit Hunderten von Artgenossen.
Kindergarten
Seebärenmütter versorgen ausschließlich ihren eigenen Nachwuchs. Fremde Sprösslinge, auch wenn sie noch so hungrig sind, haben nicht die kleinste Chance. Eine Woche lang kümmert sich die Mutter aufopferungsvoll um ihr Baby, dann geht sie wieder zur Jagd ins Meer. Die Jungen schließen sich zu Gruppen zusammen und werden einmal in der Woche von ihren Müttern gesäugt. Obwohl kleine Seebären von Geburt an schwimmen können, gehen sie erst ab der vierten Woche ins Wasser. Wirklich groß sind die Kleinen erst ab vier Monaten.
Jäger und Gejagter
Die innige Verbindung zwischen Mutter und Kind wurde dem Seebären zum Verhängnis. Um 1870 wurden die Tiere auf dem offenen Meer erbarmungslos gejagt. Meist traf es die Weibchen, denn ihre männlichen Artgenossen waren während der Paarungszeit an Land. So verdammte jeder Treffer der Jäger ein Junges zum Hungertod. 1909 sank die Zahl der Seebären auf einen Tiefstand von 130.000 Tieren. Heute hat sich der Bestand zwar erholt, geht aber wieder zurück. Nördliche Seebären werden daher als bedroht eingestuft.
Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie unter der Adresse www.zoo-hannover.de