16. März 2010, Reisenews
Neues Buch zum Brockenmaler Rettelbusch
Vom Hainich zum Brocken – Stationen im Leben des Magdeburger Malers Professor Adolf Rettelbusch (1858 - 1934)Den Kunstpädagogen Professor Adolf Rettelbusch zählte man in Fachkreisen Anfang des 20. Jahrhunderts zu den wichtigsten Landschaftsmalern Mitteldeutschlands. Er galt als Meister der Pastellmalerei. Ein soeben erschienenes, reich illustriertes Buch fasst sein Leben zusammen und sollte in keinem Bücherschrank des am Harz und am Brocken Interessierten fehlen.
Die 100-seitige Monografie mit ca. 150 farbigen Abbildungen und historischen Fotos will neugierig machen auf einen interessanten Künstler, dem bisher viel zu wenig Aufmerksam gewidmet wurde.
Rettelbuschs viele Ausstellungen erregten große Aufmerksamkeit, insbesondere die umfangreiche Präsentation anlässlich des 75. Geburtstages im Magdeburger Rotehorn-Park mit 600 Werken aus allen Schaffensperioden. Seinen künstlerischen Nachlass - bestehend aus mehreren tausend Werken - vermachte Rettelbusch 1934 den Museen der Stadt Magdeburg.
Den Lesern von Harz-Zeitschriften und -Zeitungen ist der Künstler seit 1956 in zahlreichen Artikel näher gebracht worden, zuletzt in der Neuen Wernigeröder Zeitung 13/1998 und 9&10/2000 sowie in Unser Harz 12/2008 anlässlich seines 150. Geburtstages. Gut besucht waren auch die Rettelbusch-Ausstellungen 1990 im Goslarer Rathaus, 2000 im Schloss Wernigerode und 2008 in der Allerheiligenkirche Mühlhausen.
Ihm und seinem Nachruhm erging es wie vielen Künstlern seiner Generation, die ihre kreativste Schaffensperiode vor 1933 hatten. Politische und kunstgeschichtliche Umbrüche sorgten dafür, dass sie aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt und damit auch vergessen wurden. Die Wenigen, die sich des Malers Rettelbusch erinnerten, kannten ihn nur unter der Bezeichnung „Brockenmaler“, die gewiss nicht ganz falsch ist, aber im Kern der Breite seines Schaffens und der Tiefe seiner künstlerischen Ausdrucksfähigkeiten nicht gerecht wurde. Auch eine Einordnung des Malers in eine der vorherrschenden Kunstrichtungen ist schwer, weil er sich bewusst keiner bedingungslos unterordnete.
Mit dieser ersten größeren Arbeit zu Rettelbusch werden – ausgehend von seiner familiären bäuerlichen Herkunft und seiner nicht gerade typischen beruflichen Entwicklung – die wichtigsten Etappen seines Schaffens beschrieben. Rettelbuschs enge Bindung zur Thüringer Heimat, zum Harz und auch zu seiner Magdeburger Wirkungsstätte schloss eine große Weltoffenheit und die Suche nach immer neuen künstlerischen Herausforderungen in ganz Europa nicht aus. Er fand seine Objekte im lichtdurchfluteten Andalusien ebenso wie in den von der Mitternachtssonne erleuchteten Weiten Spitzbergens. Mit Hingabe hat er Naturerscheinungen und ihren schnellen Wandel im Harz, aber auch an der Nordseeküste zu Papier gebracht.
Den Brocken hat er geliebt
Den Brocken hat er geliebt. So gründete er nach einem sommerlichen und winterlichen Aufstieg 1888 mit Gleichgesinnten die Brocken-Silvester-Gemeinde, der er lange Zeit vorstand. Legendär sind seine alljährlich entworfenen Brocken-Postkarten. Die freundschaftliche Verbindung zum Brockenwirt Rudolf Schade führte dazu, dass Rettelbusch von 1912 bis 1927 fünf Säle des alten Hotels ausgestaltete. Künstlerischer Höhepunkt war der Goethesaal, der im Jahre 1927 anlässlich der 150. Wiederkehr der ersten Brockenbesteigung durch den Dichterfürsten eingeweiht wurde. Leider sind von den Sälen keine bildlichen Darstellungen mehr vorhanden. Die ca. 60 Pastelle, die Schade und seine Frau im Laufe der Zeit für das Hotel ankauften, wurden vom Harzklub 1934 auf Dias aufgenommen und den Harzklub-Zweigvereinen, zusammen mit einer Beschreibung von Prof. Heidemann, für Vorträge angeboten. Sie sind der einzige uns verbliebene Hinweis auf die Werke Rettelbuschs, die am 17. April 1945 mit dem Brockenhotel untergingen.
Das vom Wernigeröder Amtsgerichtsrat Walter Grosse und Rudolf Schade im Jahre 1926 herausgegebene Buch „Der Brocken“ wurde erst durch Rettelbuschs Illustrationen für viele Harzfreunde interessant. Es erfuhr viele Auflagen und wurde seit 1990 mehrfach nachgedruckt. In der DDR-Zeit war die „Nähe zum Brocken“ einer der Gründe, warum keine Zeitung bereit war, an den Maler zu erinnern. Die Artikel des Autors mussten im Westharz gar unter Pseudonym erscheinen. Recherchen nach Rettelbuschs Arbeiten waren damals schwierig. Inzwischen konnten fast 3000 größere und kleinere Arbeiten in ganz Deutschland ausfindig gemacht werden, darunter auch viele, die die Landschaft des Harzes und speziell den Brocken zum Inhalt haben. Die Ausstellungen in Goslar (1990) Magdeburg (1991, 1998), Wernigerode (2000) und Mühlhausen (1985, 2008) zeigten, dass Rettelbuschs Kunst auch heute noch viele Bewunderer findet.
Das Buch erschien im Verlag Rockstuhl und wird vom Autor vertrieben: Dr. Gerd Kley, Amselweg 15, 16727 Oberkrämer, gerd_kley@freenet.de. ISBN 978-3-86777-153-5, Preis 19,95 € zzgl. Versand.