10. September 2014, Andechs, Ammergauer Alpen
Glühen, Hämmern, Biegen - Schauschmieden in Andechs
In der restaurierten Dorfschmiede des Klosterörtchens erhalten Besucher Einblicke in die traditionelle Schmiedekunst und dürfen selbst Hand anlegenFeuer, Hammer und Amboss. Mehr braucht es nicht – zumindest wenn Friedrich Kappelmaier und Karl Steinbeißer mit von der Partie sind. Dann wird geformt, geglättet und gebogen bis aus Eisenstangen zierliche Schnörkel und aus Stahlplatten dekorative Blütenköpfe werden. Alles nach alter Schule und in stilechter Umgebung. Die Andechser Dorfschmiede im Starnberger Fünf-Seen-Land, die zum ersten Mal 1470 urkundlich erwähnt und 2012 komplett renoviert wurde, lädt Besucher von März bis September jeden letzten Samstag im Monat dazu ein, das fast ausgestorbene Schmiede-Handwerk hautnah mitzuerleben. Wer selbst einmal am Amboss stehen möchte, hat jeweils von 10 bis 14 Uhr die Gelegenheit, der Eintritt ist frei. Auf Anfrage öffnet die Schmiede vor der St. Vitus Kirche auch außerhalb der Schau-Samstage für Gruppen und Interessierte.
900 bis 1000 Grad muss die Flamme schon haben, damit die Eisenstange zu glühen beginnt. Dann erst geht es zum Amboss. Mit vier gezielten Schlägen ist die Spitze platt. Zum Abkühlen rein in die Wassertonne und wieder zurück ins Feuer. Wie oft Friedrich Kappelmaier zwischen den einzelnen Stationen der Schmiede hin und her läuft, kann der Kunstschmied gar nicht sagen. Aber, dass es speziell auf die Feinheiten ankommt. Denn das wusste schon sein Vater, von dem er die Liebe zu seinem Beruf in die Wiege gelegt bekommen hat. „Erfahrung ist das a und o“, sagt der 65-Jährige, der den zunehmenden Rückgang der handwerklich versierten Schmiede bedauert.
„Deshalb ist die Restauration der alten Dorfschmiede auch so besonders“, erklärt Karl Steinbeißer. Der Andechser ist Mitglied des Heimatvereins und hat die Wiedereröffnung des unter Denkmalschutz stehenden Häuschens tatkräftig unterstützt. Gemeinsam mit Friedrich Kappelmaier leitet er das samstägliche Schauschmieden, das guten Zuspruch erhält und zum Bewahren der traditionellen Schmiedetechniken anregen soll. Die stilechte Atmosphäre unterstützt die temporäre Zeitreise zusätzlich. Im Innenraum fühlt man sich noch wie zur Blütezeit vor gut 150 Jahren. Um alles möglichst originalgetreu zu erhalten, wurden die Werkzeuge vor ihrer Instandsetzung durch den Heimatverein abfotografiert und im Anschluss wieder an ihrem exakten Ausgangsplatz angebracht. Besonders stolz sind Kappelmaier und Steinbeißer auf ihren alten Amboss-Stock aus Eiche. Untersuchungen haben ergeben, dass der Baum, aus dem er gefertigt wurde, bereits 1572 gefällt wurde.
Über das Starnberger Fünf-Seen-Land
Das Starnberger Fünf-Seen-Land mit seinen Bauerndörfern und prächtigen Residenzen liegt südwestlich von München. Starnberger See, Ammersee, Pilsensee, Wörthsee und Weßlinger See mit ihren mehr als 100 Ufer-Kilometern sind im Sommer wie im Winter Anziehungspunkte. Der Hochadel, darunter Märchenkönig Ludwig II. und seine Großcousine Kaiserin Elisabeth von Österreich („Sisi“), residierten einst in herrschaftlichen Villen und Schlössern, die noch heute am Ufer des Starnberger Sees thronen.
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