12. Dezember 2013, Österreich
Geheimnisvolle Winternächte im Salzburger Land
Wenn im SalzburgerLand die Tage kürzer werden, beginnt die Zeit der Sagen, Mythen und Legenden. In den Dörfern und Städten begegnet man dann zu später Stunde allerlei wundersamen Gestalten: Schön- und Schiarchperchten, Tresterer und Anglöckler können da bestaunt und bewundert werden. So mystisch das alpine Brauchtum auch ist, so schön ist es zum Anschauen: Ob beim Krampuslauf, bei einer Tasse Glühwein auf den traditionellen Christkindlmärkten oder in den lokalen Christmetten: Im SalzburgerLand gibt es einiges zu entdecken. So etwa die Tänzer der „Tresterer“, die es nur im Pinzgau gibt.
Die Tresterer – Im Zeichen der Fruchtbarkeit
Sie tragen Anzüge aus feuerrotem Brokat und einen mit bunten Seidenbändern verzierten Hut. Die Tresterer in Stuhlfelden sind einzigartig im SalzburgerLand und eine der ganz besonderen Brauchtumsgruppen unter den Perchten. Tresterer-Gruppen gibt es in Stuhlfelden, Zell am See und Unken. Die rund 30 männlichen Mitglieder bereiten sich über Wochen auf ihren großen Auftritt vor, lassen ihre Kostüme nähen und üben die tausend Jahre alten Tänze und Sprünge, die das unverkennbare Trestern – „Stampfen“ – ausmachen. Dabei schwingen sie ihre mit Fruchtbarkeitssymbolen bestickten Tücher, deren Wirkung nicht unterschätzt werden sollte.
„An Fried, an Gsund und an Reim“
In Stuhlfelden sind die Tresterer am Abend des 6. Jänner unterwegs, sechs Stationen liegen auf ihrem Weg. Den Abschluss bildet der über 560 Jahre alte Unterzehentnerhof im Ortsteil Pirtendorf. Öffentliche Vorführungen gibt es nicht. Der Brauch will es so, dass nur in Bauernstuben getrestert wird. In Stuhlfelden werden Traditionen hoch gehalten, zum publikumswirksamen Spektakel soll das Brauchtum nicht verkommen. Doch Gäste sind in den Bauernhöfen herzlich willkommen und spätestens wenn die Tresterer den heilbringenden Segen „An Fried, an Gsund und an Reim“ aussprechen, läuft allen die Gänsehaut über den Rücken.
Salzburger Bräuche während der Adventszeit
Drei Donnerstage vor Weihnachten – Klöpfelnächte und Anglöckler
Die drei Donnerstage vor Weihnachten werden die „heiligen Klöpfelnächte“ genannt und beziehen sich auf Christus und die Eucharistie. An diesen Abend ziehen die Anglöckler oder Klöckler von Haus zu Haus. Sie sind in traditionelle Kleidung gewandet und tragen Stöcke und Laternen mit sich. Wer ihnen die Tür öffnet, wird mit Gesang und Gedichten belohnt.
Frautragen und Herbergsuche im Advent
Der Brauch des Frautragens gehört wie die Herbergssuche zu den Bräuchen der Ankündigung des Weihnachtsfestes. Die Gestalt Mariens in Erwartung oder ein Herbergsbild wird von Haus zu Haus getragen. Dort wird eine Andacht mit vorweihnachtlichen Gesängen und Gebeten abgehalten. Der Besuch des Frauenbildes bedeutet Schutz und Segen. Speziell im Pinzgau existieren noch viele private „Frauentafeln“, teils Originale aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Bräuche rund und um das Weihnachtsfest
Raunächte – Rauchen, beten und keinesfalls Wäsche waschen
Zwölf Raunächte kennt man im SalzburgerLand: Sie beginnen mit dem Tag zwischen Thomas am 21. Dezember und enden zu Dreikönig am 6. Januar. An diesen Tagen geht – so die Legende – die Percht um. Viele pflegen bis heute diesen Brauch: Mit der Rauchpfanne zieht man durchs Haus und durch die Stallungen und über den Hof: Oftmals wird das „Räuchern“ dadurch ergänzt, dass man Weihwasser sprengt oder den Rosenkranz betet.
Das Kindlein in der Krippe – zum Kripperlschauen
Neben dem Christbaum ist auch die Weihnachtskrippe ein typisches Symbol des Weihnachtsfestes. Im SalzburgerLand erinnern die kleinen Herbergen eher an kleine Almhütten, die oft von begeisterten Bastlern in liebevoller Kleinarbeit erstellt werden. Viele sind echte Kunstwerke, die in der Adventszeit in den Kirchen besichtigt werden können.
„Frisch- und g’sund-Schlagen“
Das hauptsächlich im Lungau am Unschuldigen-Kindl-Tag am 28.12. übliche glückbringende Schlagen mit einer Birkenrute (auch Pisna-Gehen genannt) soll Segen bringen. Im Lungau heißt es hier zum Beispiel: “Frisch und g‘sund, frisch und g‘sund, a freudenreichs, glückseligs neues Jahr und a Christkindl mit an kraustn Haar. Nöt klusn (jammern) und nöt klagen, bis i wieder kimm z’ schlagen.”
Perchtenbrauch in Salzburg
Wilde Jagd vom Untersberg
Das “Wilde Gjoad” am 2. Donnerstag im Advent, dessen Sage im ganzen deutschen Sprachraum bekannt ist, hängt mit dem alten Glauben an den Wind- und Totengott Wodan und seinem Kriegsheer zusammen. Er treibt im Salzburgischen in der Gegend um den Untersberg sein Unwesen, wo er vor den Raunächten an einem möglichst geheim gehaltenen Ort auftaucht, lärmt, poltert, zu dumpfen Trommelschlägen und Pfeifenklang tanzt. Tod, Hexe, Habergoaß und Gestalten aus der Untersbergsage wie Moosweiberl, Saurüssel und Bär gehören zu den wichtigsten Figuren der Wilden Jagd, die jedes Jahr in einer anderen Untersberg-Gemeinde stattfindet. Wo genau, erfährt man unter anderem beim Tourismusverband Grödig.
Der Glöckler kommt…
Um den 5. Januar sind in einigen Orten des Salzkammergutes, des Flachgaus, des Ennstales und in der Stadt Salzburg die Glöckler unterwegs. Es sind “Passen” von weißgekleideten Männern, die mit mächtigen Kappen auf dem Kopf durch den Ort ziehen. In der Hand führen die Anführer den langen Glöcklerstock, und bei allen Glöcklern hängen an einem Ledergürtel Glocken und Schellen. Das Besondere der Glöckler sind die Kappen, die von innen beleuchtet sind.
Gollinger Perchtenspiel: Streit zwischen Sommer und Winter
Mit dem Spruch “Glück hinein – Unglück heraus, die Percht kimmt ins Haus” begrüßt am 5. Januar die Perchtengruppe des Heimatvereins “D’ Rabenstoana” in Golling die Bauersleute, bevor zu den Trommelschlägen der Tanz der Perchten vor dem Bauernhaus beginnt. Das Spiel wurde nach mündlicher Überlieferung und nach Aufzeichnungen von Karl Adrian im Jahr 1996 wiederbelebt. Im Zentrum des Spiels steht das Streitgespräch von Sommer und Winter.
Schnabelperchten im Rauriser Tal
Im Rauriser Tal ist ab dem späten Nachmittag des 5. Januar die Schnabelpercht unterwegs, um sich in den Höfen von Ordnung und Sauberkeit zu überzeugen. Ihr lautes “Qua, qua” kündet den Hausbewohnern ihr Kommen an und wehe, wenn sie noch irgendwo Schmutz fände. Ihr Aussehen ist durch den bis zu 50 cm langen Klapperschnabel gekennzeichnet.
Pongauer Perchtenlauf: Die Schönen und die Schiachen
Abwechselnd finden um Dreikönig am 6. Januar große feierliche Perchtenzüge in Gastein, St. Johann, Bischofshofen und Altenmarkt statt. Eine Vielfalt von Masken hat sich dabei im Laufe der Zeit in zwei Hauptgruppen gespalten. Die eine Seite führen die Schönperchten mit tafelartigem Kopfputz an, die andere vertreten die “Schiachen” mit furchterregenden Larven.
Maria Lichtmess am 2. Februar signalisiert das Ende der Weihnachtszeit
Mit dem Fest Maria Lichtmess endet die Weihnachtszeit: An diesem Tag werden die letzten Christbäume entsorgt, die Krippen wieder auf den Dachboden geräumt und die Wohnzimmer aufgeräumt. Lange Zeit war es auch der Tag des Dienstwechsels für Knechte und Mägde.
Aperschnalzen – zwischen Brauchtum und Wettkampf
Mit dem “Aperschnalzen” sollten einst die guten Geister, der Frühling und vor allem die Sonne wieder geweckt und die Finsternis und der Winter vertrieben werden. Dieser Brauch hat durch die Einführung des Wettkampfgedankens einen neuen Aufschwung genommen. So treffen beim Preisschnalzen die Aperschnalzer aus dem Rupertigau und dem Flachgau aufeinander.
Metzger Jahrtag und Fahnenschwingen
Der Jahrtag der Metzger wird am Faschingssonntag mit der Kraft- und Geschicklichkeitsprobe des “Fahnenschwingens” sowie dem “Metzgersprung” begangen. Nach dem Gottesdienst in der Salzburger Franziskanerkirche führt ein Festmarsch in den Hof zu St. Peter, wo die Metzgergesellen durch den Sprung in den Holzbottich von den “Sünden” während der Lehrzeit “rein gewaschen” werden und beim Fahnenschwingen ihre Kraft unter Beweis stellen.
Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie unter der Adresse www.salzburgerland.com
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