17. Mai 2010, Reisenews
Fondation Beyeler in Basel: Felix Gonzalez-Torres
Sonderausstellung vom 22. Mai - 29. August 2010Die Fondation Beyeler in der Kulturstadt Basel präsentiert einen Teilbereich einer grossen Wanderretrospektive des auf Kuba geborenen amerikanischen Künstlers Felix Gonzalez-Torres (1957–1996), der zu den einflussreichsten Künstlern seiner Generation zählt. Die Ausstellung umfasst Werke aus allen Phasen der kurzen, aber fruchtbaren Laufbahn des Künstlers. Sie stammen aus öffentlichen und Privatsammlungen in den Vereinigten Staaten und Europa. Einige, die bislang nur selten zu sehen waren, sind ebenso darunter wie bekanntere Gemälde, Skulpturen, fotografische Arbeiten und Projekte im öffentlichen Raum. Die experimentelle Form dieser bahnbrechenden Ausstellung verweist auf Gonzalez-Torres‘ radikale Kunstkonzeption.
Die Ausstellung Felix Gonzalez-Torres
Specific Objects without Specific Form (Spezifische Objekte ohne spezifische Form) widersetzt sich der herkömmlichen Vorstellung, der zufolge eine Ausstellung etwas Fixiertes ist und eine Retrospektive den Anspruch des umfassenden Überblicks hat. Sie bietet stattdessen verschiedene Ausstellungsversionen, von denen keine einen autoritativen Anspruch erhebt: eine optimale Präsentationsform für das Œuvre eines Künstlers, der Fragilität, das Vergehen der Zeit und das Infragestellen von Autorität ins Zentrum seiner Kunst stellte. Sobald die Hälfte ihrer Dauer erreicht ist, wird die Ausstellung an allen ihren Stationen von einem jeweils anderen Künstler neu installiert. Alle diese Künstler zählen das Werk von Gonzalez-Torres zu ihren Inspirationsquellen. In der Fondation Beyeler wird die Künstlerin Carol Bove die Ausstellung ab Ende Juli neu installieren – Kunstwerke hinzufügen und entfernen, Dinge wie die Beleuchtung, die Beschriftungen, die Präsentation als solche ändern. Sie wird mit anderen Worten für eine völlig neue Version der Ausstellung verantwortlich sein.
Die beiden Versionen der Ausstellung in der Fondation Beyeler werden sich sowohl über die unteren als auch über die oberen Säle erstrecken, in denen sich die permanente Sammlung befindet. Indem die Kunstwerke von Gonzalez-Torres in die aussergewöhnliche Sammlung von Meisterwerken der klassischen Moderne der Fondation Beyeler eingestreut werden, wird Gonzalez-Torres‘ komplexes Œuvre so präsentiert, wie der Künstler es oft selbst dargeboten hat: Es nimmt marginale Räume ein und zeigt sich dem Besucher immer wieder dort, wo er es nicht erwartet. Die Räumlichkeiten der permanenten Sammlung beherbergen somit auch einen Teil der Retrospektive eines Künstlers, dessen Werk diese unkonventionelle Präsentationsform geradezu verlangt. »Ohne Titel«, 1989/1995, ein aus privaten und historischen Ereignissen, die ein Selbstporträt ergeben, zusammengesetztes Fries, säumt zum Beispiel die Wand in einem Raum, in dem andere, berühmte Porträts von Malern wie Paul Cézanne und Pablo Picasso zu finden sind. »Ohne Titel« (Golden), 1995, ein schimmernder Vorhang aus goldenen Perlen, durchzieht einen mit zu Ikonen gewordenen Werken von Alberto Giacometti und Francis Bacon bestückten Raum und zeigt eine andere Möglichkeit, auf den Körper zu verweisen. »Ohne Titel« (Throat) [(Hals)], 1991, ein einzigartiges und nur selten zu sehendes Werk und Gonzalez-Torres‘ kleinster Bonbonhaufen, hockt bescheiden in der Ecke eines Saals, um unter den Gemälden an den Wänden mit den einfachsten Mitteln die Kraft der Kunst vor Augen zu führen, Emotionen wie Verwundbarkeit und Melancholie zum Ausdruck zu bringen. Alle diese Zusammenstellungen enthüllen nicht nur etwas über Gonzalez-Torres‘ Denkweise und seine Umgangsweise mit dem Raum, sondern sie bieten dem Besucher auch einen anderen Blick auf die kanonischen historischen Werke in der Sammlung.
Die Ausstellung umfasst ebenfalls ein monumentales Lichterketten-Werk im öffentlichen Raum sowie eine Folge von ikonischen Plakatwänden von Gonzalez-Torres, die an verschiedenen Stellen in Basel und anderen Schweizer Städten (Bern, Genf, Luzern, St. Gallen und Zürich) zu sehen sein werden; die Ausstellung wird somit in den öffentlichen Raum hinein ausgedehnt.
