30. August 2023, Oberschwaben-Allgäu
Faszination Moor: Wackelwald und schwarzes Gold in Oberschwaben-Allgäu

Als die mächtigen Gletscher der Würmeiszeit vor rund 18.000 Jahren abschmolzen, hinterließen sie im heutigen Oberschwaben-Allgäu die für die Region so typische sanft modellierte Landschaft. In den von den Gletschermassen ausgeschürften Mulden sammelte sich das Schmelzwasser. Auf dem Grund siedelten sich Wasserpflanzen an. Sie führten zur Verlandung der Seen und zur Entstehung wasserreicher Moore.
Mit dem Wurzacher Ried, dem Federseemoor und dem Pfrunger-Burgweiler Ried liegen die größten Moorgebiete Südwestdeutschlands in Oberschwaben-Allgäu. Ihre verwunschene Atmosphäre und die vielen großen und kleinen Riedseen machen sie zu wahren Naturperlen. Die Moore werden als artenreiche Schutzgebiete und wichtige CO2-Speicher geschätzt und von Naturschutzzentren erlebbar gemacht. In den Schutzgebieten kann man leicht ganztägige Wanderungen unternehmen und beeindruckende Sonnenuntergänge erleben. Moorentstehung, Bedeutung und Nutzung werden bei Führungen, auf Themenwegen, in Ausstellungen und sogar bei einer Fahrt mit dem alten Torfbähnle lebendig. Moorerde, das „schwarze Gold“ der Region, ist auch ein wohltuendes Heilmittel, das in den Moorheilbädern Bad Wurzach, Bad Buchau und Bad Waldsee angewendet wird.
Urgewalten der Vorzeit
Den perfekten Einstieg in das Moorerlebnis bietet die Ausstellung „MOOR EXTREM“ im Naturschutzzentrum Wurzacher Ried. In der interaktiven Schau erleben die Besucher mit allen Sinnen, welche Naturgewalten am Werk sind, wenn sich Gletscher bewegen. Sie „kurbeln“ sich durch die Geschichte und erfahren, wie langsam Moore eigentlich wachsen: nur neun Zentimeter in einem Menschenleben von 90 Jahren.
Mit dem Torfbähnle auf Tour
Ein Schwerpunkt in Bad Wurzach ist die Geschichte des Torfabbaus, der bereits in den 90er Jahren eingestellt wurde. Von April bis Oktober fahren Ausflügler jeden zweiten Sonntag und vierten Samstag im Monat mit dem Torfbähnle. Früher transportierte es den Torf vom Abbaugebiet zum Bahnhof, heute fahren rund 50 Fahrgäste in offenen Wagen mit. Die gemächliche Fahrt führt auf alten Schmalspurgleisen mitten durch das Ried. An den Fahrtagen ist auch das Oberschwäbische Torfmuseum in Bad Wurzach geöffnet.
Ausflug in den Wackelwald
Schwankender Boden und wackelnde Bäume: Der Wackelwald im Naturpark Federsee gleicht einem riesigen Naturtrampolin. Auf dem Wackelwald-Erlebnispfad direkt am Kurpark von Bad Buchau werden auch die Kleinsten zu einem Spaziergang motiviert. Sie können mit dem Baumtelefon experimentieren, Bäume auf weichem Moorboden zum Wackeln bringen und den „Moorpudding“ in Bewegung setzen. Das NABU-Naturschutzzentrum am Federsee bietet Führungen durch den Wackelwald sowie Fledermausabende, Vogelstimmen- und Familienführungen im gesamten Federseemoor an.
Schon von den Pfahlbauern geschätzt: der Federsee
Mitten im Federseemoor erstreckt sich die weite Wasserfläche des Federsees. Die Naturschönheit ist über einen langen Holzsteg zu erreichen, der weit in den See hineinführt. Schon die Steinzeitmenschen schätzten den Federsee als Siedlungsraum. Wie in einer Zeitkapsel haben sich im Moor ungewöhnliche Relikte aus dieser Zeit erhalten: Textilien aus Flachs, frühe Räder, Reste einer Fischsuppe und unzählige Bauhölzer gehören dazu. Viele der Funde sind im Federseemuseum direkt am Federseesteg zu sehen. Der neun Kilometer lange archäologische Moorlehrpfad nimmt Spaziergänger und Wanderer zudem mit auf eine Reise durch 12.000 Jahre Menschheitsgeschichte.
Moorwildnis Pfrunger-Burgweiler Ried
Das dritte bedeutende Moorgebiet der Region ist das Naturschutzgebiet Pfrunger-Burgweiler Ried zwischen Wilhelmsdorf und Ostrach. Jahrhundert stark genutzt und dafür trockengelegt, ist es heute ein Musterbeispiel für eine gelungene Wiedervernässung und Renaturierung. In einem groß angelegten Projekt wurde das Ried zwischen 2002 und 2015 wieder als CO2-Speicher nutzbar gemacht. Vier ausgeschilderte Wanderwege mit Aussichtsplattformen und Stegen erschließen die 2.300 Hektar große Moorniederung. Informationstafeln erläutern die Besonderheiten. Besonders reizvoll ist der Aufstieg auf den fast 40 Meter hohen Bannwaldturm mit seinem weiten Blick über die wilde Moorlandschaft. Das Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf bietet darüber hinaus Abendwanderungen, Waldspiele, Fotowanderungen und Riedrallyes an. Weitere Moore mit Erlebnisangeboten sind das Steinacher Ried in Bad Waldsee, das Naturschutzgebiet Bodenmöser in Isny und das Kißlegger Burgermoos.
Schwarzes Gold für die Gesundheit
Kraft tanken, regenerieren, dem Körper Gutes tun: Der Naturschatz Moor ist seit Jahrhunderten ein anerkanntes Heilmittel. In den Moorheilbädern Bad Wurzach, Bad Buchau und Bad Waldsee kommt es als Moorbad, Moorpackung oder Trinkkur zum Einsatz. Das über Jahrtausende im Moor gereifte Konzentrat aus Moosen, Farnen, Wurzeln und Heilkräutern wird zu Moorbädern und Trinkkuren verarbeitet. Sie regen sanft die Sinne an und wirken wohltuend auf den Körper.
Eintauchen mit allen Sinnen
Das hochmoderne feelMOOR-Gesundheitsresort Bad Wurzach bietet Moorschnuppertage und Intensivkuren an. Tief ins Moor und in die Romantik eintauchen können Paare zum Beispiel im Holzzuber unterm Sternenhimmel. Auch beim Programm „Achtsamkeit & Moor“ steht die seelische Regeneration durch bewusstes Erleben im Vordergrund. „Moor und Thermal“ heißt ein Angebot in Bad Waldsee, das mit dem heißesten natürlichen Thermalwasser der Region wirbt. Aus fast 2.000 Metern Tiefe sprudelt es mit 65 Grad Celsius an die Oberfläche. Auch im Gesundheitszentrum Bad Buchau und in der Adelindis Therme gehen Moor und heißes Thermalwasser eine harmonische Verbindung ein.
