10. Februar 2012, Wien, Österreich
Der große Klimt-Reigen 2012 in Wien
Einer der größten Maler Österreichs würde 2012 seinen 150. Geburtstag feiern: Gustav Klimt (1862-1918). In Wien werden im Jubiläumsjahr so viele Werke des Malergenies und Wegbereiters der Moderne zu sehen sein wie nie zuvor. Zahlreiche Sonderausstellungen laden zur intensiven Auseinandersetzung mit dem Künstler ein.
Der Abschluss der mehrjährigen Restaurierungs- und Konservierungsarbeiten und der 150. Geburtstag von Gustav Klimt geben 2012 für das Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst (MAK) Anlass zu einer Ausstellung, die den Entwürfen Gustav Klimts für das Mosaik im Speisesaal des Brüsseler Palais Stoclet, dem Hauptwerk der Sammlung, gewidmet wird. Die neun Entwürfe in der Größe von jeweils circa einem mal zwei Meter entstanden in den Jahren 1910 und 1911. Klimt hatte zu Beginn seiner Arbeit ein ungefähres Konzept, wie der Fries im Detail aussehen sollte. Durch Veränderungen an den Entwurfszeichnungen im Maßstab 1:1 entstand nach und nach das heute bekannte Kunstwerk. Im Zuge der Restaurierung und Konservierung wurden diese Veränderungen dokumentiert, Klimts Arbeitsweise nachvollzogen und seine Anweisungen mit den ausgeführten Mosaikteilen und Arbeitsrelikten der Wiener Werkstätte verglichen.
Im Theatermuseum steht Gustav Klimts berühmtes Gemälde "Nuda Veritas" im Mittelpunkt einer Sonderschau. Die nackte Wahrheit, eine imposante, zwei Meter große Frau, hält dem Betrachter einen Spiegel entgegen. Das Gemälde stammt aus dem Besitz des österreichischen Schriftstellers Hermann Bahr, dessen Nachlass das Theatermuseum verwahrt. Bahr war ein Freund Klimts und ein großer Förderer der Kunst seiner Zeit. Den heftigen Auseinandersetzungen um Klimts Kunstwerke trat er mit seiner Schrift "Gegen Klimt" entgegen.
Das Wien Museum verfügt über eine hochwertige Klimt-Sammlung, die 2012 erstmals zur Gänze präsentiert wird. Mit rund 400 Blättern besitzt das Museum den weltweit größten Bestand an Klimt-Zeichnungen, der absolute Meisterwerke sowie Skizzen und Vorstufen aus allen Phasen seines Schaffens umfasst. Die Präsentation aller Blätter ermöglicht es, thematische Werkgruppen in all ihren Facetten kennen zu lernen. Neben den Zeichnungen werden einige Gemälde gezeigt, darunter das wichtigste Kunstwerk des Museums, das "Porträt Emilie Flöge" aus dem Jahr 1902.
Das Österreichische Museum für Volkskunde besitzt rund 350 Textilmuster aus dem Nachlass Emilie Flöges (1874-1952). Klimts Partnerin und Muse war Inhaberin des Wiener Haute-Couture-Salons "Schwestern Flöge" in der Mariahilfer Straße, wo sie Modellkleider für die feine Wiener Gesellschaft entwarf. In der Ausstellung werden die leuchtenden Stickereien, zarten Spitzen, feinen Borten und Stoffe mit Jugendstilornamenten erstmals präsentiert, der Großteil der Textilmustersammlung stammt aus dem südosteuropäischen Raum.
Eine Ausstellung im Künstlerhaus zeigt die künstlerischen und biografischen Berührungspunkte zwischen Gustav Klimt und der wichtigsten Künstlervereinigung Mitteleuropas. Klimt war von 1891 bis 1897 Mitglied des Künstlerhauses und nahm an zahlreichen Aktivitäten des Vereins teil. Durch die gesellschaftliche Vernetzung, die ihm die Vereinigung bot, wurde er in viele Komitees für öffentliche Aufträge berufen. Im Künstlerhaus-Archiv sind eine Reihe von Dokumenten, Briefen und Fotos zu Leben und Werk Klimts erhalten.
Das Obere Belvedere präsentiert mit "150 Jahre Gustav Klimt" neben der Ausstellung "Gustav Klimt/Josef Hoffmann. Pioniere der Moderne" (bis 4.3.2012 im Unteren Belvedere) ab Mitte Juli 2012 eine weitere Schau zum Jahresregenten. Auf der Basis der weltweit größten Sammlung von Gemälden Gustav Klimts wird die Schau unter anderem die bislang kaum berücksichtigte Rezeptionsgeschichte von Klimts Werk thematisieren.