25. Juni 2014, Ostseebad Boltenhagen, Ostsee
Biken auf den Spuren der DDR-Geschichte
25 Jahre nach dem Mauerfall - Idyllischer Badeort und Grenzzone BoltenhagenBoltenhagen war der westlichste Strand der DDR, weiter als bis hierhin ging es nicht. Ein beliebter Badeort für Urlauber, die aus den Strandkörben den Fähren gen Schweden nachschauten. Aber auch ein Hoffnungsschimmer für Republikflüchtlinge, die von hier aus die Freiheit suchten. Damit war das Ostseebad ein ständiges Sicherheitsrisiko für das DDR-Regime. Aus Anlass des Mauerfalls vor 25 Jahren lädt das Ostseebad Boltenhagen in den Herbstferien zu Fahrradtouren für die ganze Familie. Kindertauglich lässt Guide Volker Jakobs eine Zeit wieder aufleben, in der das Paddeln auf Luftmatratzen verboten war und sich verliebte Paare nachts heimlich an den Strand schlichen.
Der schöne Strand von Boltenhagen zog auch in der DDR zahlreiche Touristen an, die sich notgedrungen an die Beschränkungen gewöhnten. Tagsüber war das Baden (unter Bewachung) zwar erlaubt, das Surfen und Paddeln auf Luftmatratzen jedoch verboten. Nachts wurde der Strand gesperrt, dann irrten die Lichtkegel der Suchscheinwerfer kilometerweit über Sand und Meer. Und in den Dörfern der Umgebung suchte die Stasi ständig nach Mitarbeitern, um Fluchtwillige zu denunzieren.
Zu den ersten Stationen der Fahrradtour auf den Spuren der Geschichte gehört an der Seebrücke der Gedenkstein für die DDR-Flüchtlinge mit der Inschrift: „Über der Ostsee leuchtete für uns das Licht der Freiheit.“ Diese Grenzgeschichten, manche endeten erfolgreich, andere tragisch, sind wie eine aufregende Reise in die jüngere deutsche Vergangenheit. In Begleitung von Guide Volker Jakobs führt die dreistündige Tour zu einem früheren Stasi-Wachturm, dem geheimnisvollen Kontrollweg und so genannten Hundelaufanlagen, einem Doppelsperrzaun, in dem die Grenzhunde frei herumliefen. Der 42-jährige Jakobs, hauptberuflich Biobauer, erzählt von Stasi-Methoden und Fluchtversuchen, aber auch von jungen Grenzsoldaten, die schon mal verständnisvoll wegguckten, wenn nachts ein verliebtes Paar im Strandkorb rumknutschte.
Im Osten Boltenhagens lernen die Teilnehmer der Radtour „den Mythos“ Tarnewitz kennen, ein Ort technischer Höchstleistungen und menschlicher Tragödien. Zur Nazizeit diente die Halbinsel als Flugzeugbewaffnungs-Erprobungsstelle, danach kamen erst die amerikanischen, dann die russischen Besatzer und zuletzt die DDR-Seepolizei. Heute befindet sich auf dem einstigen Militärgelände das Urlaubsareal „Weiße Wiek”, ein Ferienresort mit zwei Hotels und einem Yachthafen, den Rest hat sich die Natur zurückerobert. Doch nach wie vor ranken sich Legenden um die Halbinsel. Was ist dran an vergrabenen Schätzen, versteckten Akten und geheimen Bunkern?
Die Tour ist inhaltlich für Erwachsene und Kinder ab ca. 9 Jahren geeignet, kleinere Kinder dürfen gern mitfahren.
Dauer: ca. 3 Stunden inklusive Pause.
Treffpunkt: Kurverwaltung um 11.00 Uhr. Kosten: 11 Euro, für Kinder bis 14 Jahre 6 Euro
Termine: 24.09.2014, 01.10.2014, 11.10.2014, 15.10.2014, 22.10.2014, 29.10.2014
Boltenhagen früher und heute
Bis vor 25 Jahren war Boltenhagen nicht nur ein sehr beliebter Badeort der DDR. Er war auch etwas Besonderes, denn weiter als bis hierhin ging es nicht. Zur Grenze, die durch Deutschland ging, waren es zwar noch gut 15 Kilometer entlang der Steilküste. Doch die waren abgesperrt, eingezäunt und weggemauert, damit keiner rüber schwimmen konnte in die Lübecker Bucht, in den Westen. Auch im Dorf Boltenhagen war so einiges anders. Vor allem nachts: Scheinwerfer leuchteten den Strand in der Dunkelheit ab und von acht Uhr abends bis sechs Uhr morgens herrschte Strandverbot.
Heute ist Boltenhagen ein familienfreundliches Ostseebad mit Charme, umgeben von ganz viel Natur. Fünf Kilometer Sandstrand, eine imposante Steilküste und stille Buchenwälder. Dazu das Naturschutzgebiet Tarnewitzer Huk und der Klützer Winkel mit Feldern, soweit das Auge reicht. Im früheren Grenzstreifen konnten sich Tier- und Pflanzenwelt, die Natur insgesamt über Jahrzehnte ungestört entwickeln. Das Familien-Paradies zwischen Lübeck und Wismar eignet sich ideal zum Biken und Wandern. Das Meeresreizklima ist natürliche Medizin mit jedem Atemzug, dazu gibt es in dem staatlich anerkannten Seeheilbad vielseitige Therapie- und Wellnessangeboten.
Abends trifft man sich auf der 290 Meter lange Seebrücke, auf der lauschigen Mittelpromenade, im Kurpark oder spaziert zur "Yachtwelt Weiße Wiek". Die hochmoderne Marina mit 350 Liegeplätzen bietet einen erstklassigen Zugang zu den Segelrevieren der Mecklenburger Bucht.
