23. Juli 2014, Nordrhein-Westfalen
Ausgefallen und unangepasst - Angesagte Szeneviertel in NRW
In Köln, Essen, Bochum oder Wuppertal lassen sich neue urbane Erlebnisräume entdeckenÜberall in NRW entstehen neue Lebens-, Raum- und Stadtkonzepte, die angesagte Szene-Orte und unentdeckte urbane Erlebnisräume hervorbringen. In welchen Stadtteilen tummeln sich Kreative und Flaneure, gibt es Galerien, Off-Spaces, Street-Art und Design- oder Modelabels? Ein Überblick stellt Orte vor, die abseits von etablierten Reisezielen liegen.
Urban Lifestyle überdacht und mit wunderbarer Dachterrasse gibt es in Essen: Das Unperfekthaus ist ein 4.000 Quadratmeter großes Kreativquartier, in dem sich Netzwerker, Künstler, Touristen und Geschäftsleute treffen. Mitmachen ist erwünscht in den vielen Ateliers und Werkstätten, Proberäumen und Interessengruppen. Das Unperfekthaus ist täglich geöffnet und bietet Besuchern gegen 6,50 Euro Eintritt bis zu fünf Stunden lang beliebig viel Milchkaffee, Tee, Cola, Limo, Wasser, Internet, Coworking, Tischtennis, Ruheliegen, Kicker, Kunst und Kuschelecken. Wer mag, kann dort auch übernachten: Die “WG für ein paar Tage” bietet sechs Doppel- und zwei Einzelzimmer, acht Bäder, eine WG-Küche und einen eigenen Saunabereich. Die Gästewohnung wird nur als Ganzes vermietet.
Lust auf Gurkeneis? In Bochum gibt’s Kunst im Hörnchen. Der „Kugelpudel“ bietet ausgefallene, auch vegane Eiskreationen, ein Möbelmix aus Retro- und Upcycling-Ideen sowie Ausstellungs- und Verkaufsflächen für kreative Bochumer. Die Kult-Eisdiele stellt alle Speisen aus regionalen und natürlichen Zutaten selbst her und serviert eine üppige Portion Kunst und Kultur dazu.
Zentraler Treffpunkt für Macher, Denker und Aktivisten aus den unterschiedlichsten Disziplinen ist die Rotunde, architektonisches Kernelement des ehemaligen Bochumer Hauptbahnhofs. Kunstausstellungen, Vernissagen und Designmärkte stehen dort ebenso auf dem Programm wie Partys mit elektronischer Musik, Live-Bands oder Poetry Slams. Vom 27. September bis 5. Oktober 2014 ist die Rotunde Hauptspielort für das „Festival n.a.t.u.r.“, das sich aus Workshops, Lesungen, Vorträgen, Aktionen, Sport, Theater, Performance, Musik und Kunst zusammensetzt. Ein Überblick über viele weitere kreative Hotspots im und um das Bochumer Viktoria-Quartier findet sich im Netz unter www.kreativ-quartiere.de.
Dortmund: Heimatdesign – virtuell und zum Anfassen
In Dortmund bietet die Plattform „Heimatdesign“ Kreatives aus der Region – virtuell und ganz in echt. Der Heimatdesign-Shop zum Beispiel gibt jungen Designern die Möglichkeit, ihre Produkte im Laden zu verkaufen, aber auch online zu vertreiben. Neben Magazinen und Büchern findet man Möbel, Accessoires und Mode. Möglichkeiten, die neuen Schuhe oder das Shirt zu präsentieren, bieten die Ausstellungen und Konzerte, die auf der Online-Plattform angekündigt werden. So gibt es unter der Überschrift „Sommer am U“ beispielsweise eine Veranstaltungsreihe mit Konzerten, Lesungen, Limo und mehr. In einer „temporären Aufenthaltsoase“ am Dortmunder U mit Bühne, Bar und Schrebergarten-Atmosphäre stehen bis September unter anderem Poetry Slams, Lesungen, DJ-Abenden und Designmärkte an.
Viele kleine Geschäfte, Kneipen und Cafés, dazu Galerien und ein kleines Theater sind typisch für den Düsseldorfer Stadtteil Flingern. Das Musicalhaus Capitol und das benachbarte Tanztheater NRW liegen ganz im Osten, das Kulturzentrum Zakk ganz im Süden dieses In-Viertels. Auch die Toten Hosen haben dort ihre Wurzeln. Die Hinterhöfe von Flingern-Nord gehören zu den schmucksten in der ganzen Stadt.
Die Mischung aus umgebauten Speicherhäusern und moderner Architektur machen den besonderen Reiz von Münsters Stadthafen aus. Hier haben viele kreative Köpfe ihr Quartier gefunden: Werbeagenturen, Architekturbüros und Verlage wie der Coppenrath Verlag mit seinem Hasen Felix haben sich hier angesiedelt. Tagsüber empfiehlt sich ein Besuch in der Kunsthalle Münster, die in einem umgebauten Speicherhaus untergebracht ist, das auch noch 30 Künstlerateliers beheimatet. Abends könnte ein Kinobesuch oder ein Abstecher ins Wolfgang Borchert Theater auf dem Programm stehen. Bei gutem Wetter ist der Hafen ein großes Open-Air-Spektakel, bei dem man seinen Longdrink im Liegestuhl unter Palmen genießen kann.
Köln: Fundort für ausgefallene Lieblingsstücke
Belgische Städte und Regionen sind in den Straßennamen des Kölner Viertels verewigt, das abseits von Schildergasse und Hoher Straße zu einem exklusiven Einkaufsbummel einlädt. Die hier angesiedelten Geschäfte bieten entspannte Shoppingatmosphäre ohne Großstadtrummel. Oft in schmucken Altbauten untergebracht, sind schon die extravagant eingerichteten Räumlichkeiten an sich ein Hingucker.

Die allgemeine Devise der Geschäfte im Belgischen Viertel lautet: Klasse statt Masse. Mode seltener Labels und Designermode geht hier über den Verkaufstisch. Ob Kleidung, Schuhe oder Accessoires, wer nach ausgefallenen Lieblingsstücken sucht, wird sicher fündig. Zahlreiche junge Modedesigner unterhalten im oder am Rande des Belgischen Viertels Läden und bringen die aktuellsten Modetrends nach Köln. Zahlreiche trendige Kneipen, Cafés und Restaurants säumen die Straßen, die mitten in Köln Brüssel und Lüttich lebendig werden lassen. Einen Überblick über die Mode- und Schmuckgeschäfte im Belgischen Viertel ermöglicht die Broschüre „Chic Belgique“, die auch online verfügbar ist.
Auch der Kölner Stadtteil Ehrenfeld ist ein kreativer Ort mit stetig wachsender Szene. Einsichten bietet das Design Quartier Ehrenfeld alljährlich im Januar zur Interior Design Week Köln. Beim Design Parcours Ehrenfeld beteiligen sich lokale Designer, Shops, Galerien, Showrooms und Werkstätten mit Programm. Nächster Termin: 19. bis 25. Januar 2015. Doch schon vorher bietet der Tag des guten Lebens am 31. August 2014 Raum für kreative Entfaltung. Rund 120 Organisationen aus Zivilgesellschaft, Umweltbewegung, Kultur und lokaler Ökonomie beteiligen sich an dem Aktionstag, um sich für eine lebenswerte Stadt einzusetzen. Durch die Absperrung eines Gebiets für den Autoverkehr entstand 2013 bei der Premiere ein breiter öffentlicher Raum, den rund 100.000 Besucher für Nachbarschaftsleben, kreative Entfaltung, politische Debatten oder körperliche Mobilität nutzen konnte. Der “Tag des guten Lebens: Kölner Sonntag der Nachhaltigkeit” soll jährlich mit einem wechselnden Schwerpunktthema und zukünftig möglichst in der gesamten Umweltzone Kölns stattfinden.
Neue Ideen und Kräfte sammeln können kreative Köpfe in Odonien, einem selbsternannten Freistaat für Kunst und Kultur: Im Kölner Norden haben unabhängige Künstler, Kulturarbeiter, Medienaktivisten, Techniker und Wissenschaftler einen Ort geschaffen, der Raum zur Entwicklung für Kunst, Kultur und Forschung bietet. Der Biergarten ist geprägt von großen Skulpturen aus Metall, selbst erschaffenen Möbelstücke, Wasserspielen und Feuerinstallationen. Das Veranstaltungsangebot reicht von Live-Konzerten, Theateraufführungen, Trödelmärkten, Rudelgucken, Open-Air-Kino, Kunstworkshops über Partys bis hin zu Festivals.
Wuppertal: “Essbare Stadt” mit eigenem Hausbier
In Wuppertal entwickelt sich der alte Bahnhof Mirke zu einem Anziehungspunkt für die Kultur- und Kreativwirtschaft. Im und am Bahnhof soll eine Utopia-Stadt entstehen. Der Anfang ist in der ehemaligen Bahnhofsvorsteherwohnung gemacht: Die ersten Büros und Ateliers sind bezogen, ein Coworking Space samt Besprechungsraum steht jedem offen – und wird bereits genutzt. Außerdem hat die lokale Urban Gardening-Bewegung den Bahnhof Mirke aufgrund seiner idealen Lage an dem gerade entstehenden Rad- und Wanderweg “Nordbahntrasse” als Ausgangspunkt für ihre Aktivitäten auserkoren. Angefangen bei einem Aktionstag zum Thema “Essbare Stadt” über Workshops bis hin zu einem barrierefreien offenen Garten reichen die momentanen Aktivitäten. Lokale Speisen und Getränke bietet das „Hutmacher“: Das eigens hergestellte Hausbier wird an einer Theke ausgeschenkt, die auf Büchern steht. Der Kaffee kommt aus einer lokalen Rösterei, die Limonaden werden klimafreundlich in Hamm hergestellt. Bunter Hingucker in der Umgebung: die Lego Brücke. Der Künstler Martin Heuwold hat die Brücke, die die Nordbahntrasse über der Schwesterstraße trägt, im Stil von Legosteinen mit kräftigen Farben gestaltet.
In Paderborn verwandelt sich die Fußgängerzone vorübergehend in ein Kreativquartier: Beim Kunstprojekt „Tatort Paderborn – Phänomen Fußgängerzone“ zeigen zwölf internationale Künstler bis 7. September 2014 ihre Installationen, Performances, Skulpturen und Interventionen im Zentrum der Stadt. Da werden Betonplatten, Gully-Deckel und Pflastersteine mit Blatt-Gold überzogen, bunte Stühle im Stadtgebiet verteilt, die nur benutzt werden können, wenn sie von zwei Menschen zusammengeschoben werden. „ArtScouts“, die täglich in der Fußgängerzone unterwegs sind, beantworten Fragen zu den Kunstwerken und führen zu den einzelnen Standorten.

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