6. September 2024, Coburg, Franken
Architektur to go in Coburg
Mächtige Holzbalken auf hellem Grund, goldverzierte Erker, himmelwärts strebende Fenster - die wechselvolle Geschichte steht Coburg förmlich ins Gesicht geschrieben. Und so lesen Besucher die Epochen der ehemaligen Residenzstadt an den prächtigen Fassaden ihrer Repräsentations- und Kulturbauten einfach ab. Filigraner Stuck trifft auf Fachwerk, klassizistische Theater auf moderne Bühnen.
Die oberfränkische Vestestadt vereint auf engstem Raum eine überraschende Vielfalt architektonischer Glanzlichter. Ein Rundgang durch die Altstadt gleicht einer Zeitreise: von der spätromanischen Steinernen Kemenate bis zum Sonnenhaus im Jugendstil.
Im Wandel der Zeit
1056 wurde Coburg erstmals urkundlich erwähnt. Die fast tausendjährige Geschichte der oberfränkischen Kulturmetropole liest sich bei einem Spaziergang entlang ihrer Fassaden wie in einem Buch - vom einzigartigen neugotischen Bebauungsring am Albertsplatz bis zu den reich verzierten Jugendstilhäusern. Zentraler Anlaufpunkt ist der Coburger Marktplatz. Fast vollständig von historischer Bebauung umgeben, gilt er als einer der schönsten seiner Art in Bayern. Während zum Wochenmarkt die Blumenpracht der Gärtner den Platz zum Leuchten bringt und der typische Bratwurstduft über die Tannenzapfen in die Nase steigt, erfreut sich das Auge am Panoramablick - von den figurengeschmückten Giebeln und Erkern des Rathauses über die alten Mauern der Hofapotheke bis zum gegenüberliegenden, farbenprächtigen Renaissance-Rathaus. Auf den Pflastersteinen, die seit dem 16. Jahrhundert unter den Füßen ruhen, trifft der Urlauber in den Gassen der Altstadt in allen Himmelsrichtungen auf Bürger- und Geschäftshäuser. Jedes schlägt ein neues Kapitel der Stadtgeschichte auf. Nur wenige Meter vom Markttreiben entfernt führt der Stadtrundgang „Architektur im Wandel der Zeit“ zum weitläufigen Schlossplatz: Hier trifft die neugotische Sandsteinfassade von Schloss Ehrenburg auf die Arkaden im Stil der italienischen Spätrenaissance am Fuße des Hofgartens und gegenüber auf den klassizistischen Bau des traditionsreichen Landestheaters.
Globe Coburg: Shakespeares Erbe
Die Coburger lieben ihre Bühne. Das um 1840 erbaute Landestheater ist eines der größten seiner Art in Bayern. Während das Dreispartenhaus über mehrere Jahre generalsaniert wird, leuchtet seine international viel beachtete Interimsspielstätte, das Globe Coburg, am Kulturhimmel der lebendigen Hochschulstadt. Der markante Holzbau mit seiner viergeschossigen, luftig lamellenverkleideten Rotunde auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs schlägt ein neues Kapitel in der Coburger Stadtentwicklung auf. Seine Architektur symbolisiert die königliche Verbindung Coburgs zum englischen Königshaus und geht auf das historische Globe Theatre William Shakespeares in London zurück. Auch dieses wurde einst als Notbehelf errichtet, um später triumphale Erfolge zu feiern. Es bleibt also spannend, welchen Geschichten Coburg in Zukunft eine Bühne bietet