16. Juni 2014, Österreich
Alte Bauten, neue Funktionen
Eine Brotfabrik als Kunst-Cluster, eine Fußgänger-Unterführung als Dinnerclub, ein Gassenlokal als Hotelzimmer: In Wien ist man bei der neuen Nutzung alter Gebäude durchaus erfinderisch.
Vom russischen Dampfbad zum Wohn- und Kulturbau: Die Wiener Sofiensäle haben eine bewegte Geschichte hinter sich. An dem Standort im 3. Bezirk befand sich im 18. Jahrhundert ein Dampfbad, später eine Schwimmhalle, das Sophienbad. Das Bad wurde im Winter abgedeckt und als Tanz- und Konzertsaal genutzt. Es folgten diverse Umbauten und Nutzungen, unter anderem als Operettenbühne, Vortragssaal und Aufnahmestudio. Nach einem Brand 2001 stand das schwer beschädigte Gebäude bis zu seiner Wiedereröffnung 2013 leer. Die Sofiensäle sind heute ein multifunktionales Gebäude, das neben Wohnungen auch Eventlocations, ein Restaurant und ein Hotel beherbergt.
Europas größte Brotfabrik befand sich einst in Wien. In den Backsteingebäuden der Ankerbrotfabrik im 10. Bezirk, die teilweise auf das Jahr 1891 zurückgehen, wird heute nicht mehr Brot gebacken, sondern Kunst gemacht und gezeigt. In den sanierten historischen Räumen haben sich seit 2009 zahlreiche Institutionen für zeitgenössische Kunst mit Ateliers, Galerien und Schauräumen angesiedelt. Die renommierte Innenstadt-Galerie Hilger Modern Contemporary betreibt dort mit der Hilger BROTKunsthalle und Hilger NEXT zwei Dependancen. OstLicht und Anzenberger Gallery widmen sich dem Thema Fotografie.
Urbane Hotelzimmer statt leerstehender Geschäfte: Das ist Konzept der Urbanauts Street Lofts. Das Wiener Architektentrio Kohlmayr Lutter Knapp verwandelt einstige Geschäftslokale im Erdgeschoß im 4. Bezirk in Hotelzimmer. Mehrere Standorte ergeben ein dezentrales Hotel, dessen Services in der Nachbarschaft angesiedelt sind: Das Kaffeehaus nebenan wird zum Frühstücksraum, das Hamam gegenüber zum Wellnessbereich und die Bar ums Eck zur Hotelbar.
Ab den 1950er-Jahren wurden aufgrund des zunehmenden Individualverkehrs auf der Wiener Ringstraße fünf Unterführungen für Fußgänger gebaut. Mittlerweile hat sich die Philosophie der Verkehrsplaner gewandelt und die Fußgänger dürfen wieder oben über den Ring. Zwei dieser Unterführungen wurden zu unterirdischen Clubs umfunktioniert. Bereits 2003 eröffnete in der Babenbergerpassage ein Disco-Club, 2011 folgte die Umgestaltung der Albertinapassage bei der Wiener Staatsoper. Der Dinnerclub Albertina Passage ist eine spannende Kombination aus Top-Gastronomie, klassischer American Bar und Club mit Live-Musik.
Das größte Aquarium Österreichs befindet sich in einem ehemaligen Flakturm aus dem Zweiten Weltkrieg. In einem 300.000-Liter-Becken im Haus des Meeres schwimmen Haie und Meeresschildkröten. Seit dem Herbst 2013 wohnen zudem Hammerhaie in einem riesigen Wassertank im 10. Stock des ehemaligen Flakturms. Das Hauses des Meeres zeigt in seinen Aquarien vor allem Tiere aus dem Mittelmeer und aus tropischen Süß- und Seewasserhabitaten.

Von den Hofstallungen des Kaisers zu einem der größten Kulturareale der Welt: Das 2001 eröffnete MuseumsQuartier Wien besteht nicht nur aus architektonisch interessanten Museums-Neubauten wie dem Leopold Museum oder dem mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig, sondern bezieht auch die Barockgebäude mit ein, die zwischenzeitlich als Museumshallen genutzt worden waren. Auf einer Fläche von 60.000 m² vereint das MQ Einrichtungen verschiedenster Kunstsparten, Restaurants, Cafés und Shops. Dank seines vielfältigen Gastronomieangebots etablierte sich das Kunstareal als einer der beliebtesten Treffpunkte der Stadt.
Alle Adressen in Wien im Überblick
- Sofiensäle, Marxergasse 17, 1030 Wien, www.sofiensaele.com
- Ankerbrotfabrik, Absberggasse 27, 1100 Wien, www.loftcity.at
- Urbanauts Street Lofts, www.urbanauts.at
- Dinnerclub Albertina Passage, Passage Opernring/Operngasse, 1010 Wien, www.albertinapassage.at
- Haus des Meeres Vivarium Wien, Fritz-Grünbaum-Platz 1 (Esterházypark), 1060 Wien, www.haus-des-meeres.at
- MuseumsQuartier Wien, Museumsplatz 1, 1070 Wien, www.mqw.at
Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie unter der Adresse www.wien.info
