11. Oktober 2010, Schweiz
Shift - Festival der elektronischen Künste
Shift Festival 2010 vom 28.-31. 10. 2010 in BaselDas Shift Festival widmet sich gänzlich den elektronischen Künsten und findet auf dem Dreispitzareal in Basel sowie im Schaulager in Münchenstein statt. Geboten werden Livekonzerte, Ausstellungen, Video-Screenings, Vorträge, Künstlergespräche, Projekte von Musik- und Kunsthochschulen, Parties und ein Kinderprogramm.
lost & found – wiederentdecken und neu interpretieren
Bruno Spoerri, der Schweizer Altmeister der elektronischen Musik, trifft auf die junge Zürcher Jazz-Avantgardistin Joy Frempongaka Oy, der britische Künstler Paul B. Davis entlockt gehackten alten Spielkonsolen neue Bilder und Töne, und der litaui sche Film- und Videokünstler Deimantas Narke vicius montiert TV-Nachrichten über das Ende des Real sozialismusum, sodass sie das Gegenteil suggerieren: Das Shift Festival lässt vom 28. bis 31. Oktober 2010 in den uferlosen Archiven elektronischer Daten, Töne und Bilder vergessen geglaubte Schätze ausgraben, die – neu interpretiert – ganz und gar gegenwärtig sind.
Bruno Spoerri , Special Guest von Shift 2010, ist repräsentativ für das Festivalthema „lost & found“. Der Schweizer Sound-Tüftler und Elektronikmusik-Pionier hat seit den 1960er-Jahren nachhaltig mit neuen technischen Möglichkeiten der „Herstellung“ von Tönen und Musik experimentiert, komponiert, aber auch Werbespots und Filme vertont. Seine „Zukunftsmusik“ von damals wird heute wiederentdeckt und erneut veröffentlicht; etwa von Andy Votel , der Kompositionen von Spoerri auf seinem Label Finders Keepers neu zugänglich gemacht hat.
Andy Votel ist auf Wiederentdeckungen geradezu spezialisiert und wird an Shift eines seiner besonderen DJ-Sets spielen. Spoerri selbst wird zusammen mit der zuletzt u. a. am Eurockéennes-Festival in Belfort und in Montreux gefeierten Musikerin Oy und dem Bassisten Florian Götte auftreten. Dieses Trio hat sich speziell für das Festival zusammengefunden und wird am Freitag für ein einmaliges Konzerterlebnis sorgen. Oy wird als Solistin das Festival der elektronischen Künste überdies am Donnerstag eröffnen.
Weitere Highlights im Musikprogramm sind der Auftritt des Moritz von Oswald Trios, bestehend aus dem Namensgeber selbst, Max Loderbauer am Modularsynthesizer und Vladislav Delay als Perkussionist, sowie das Konzert von Matthew Herbert. Das Moritz von Oswald Trio spielt eine unverwechselbare Mischung aus jamaikanischem Dub, klassischem Detroit Techno und vielem mehr. Der experimentierfreudige britische Komponist und Sampling-Künstler Herbert, der schon ganze Mahler-Sinfonien mit elektronischen Mitteln neu interpretiert hat, präsentiert eine besondere Performance, für die er Atmosphärengeräusche in einem komplett mit Mikrophonen ausstaffierten Club während einer Nacht gesammelt hat, um sie in Musik zu verwandeln.
Die Ausstellung eröffnet mit rund zwanzig internationalen Positionen verschiedene Zugänge zum Festivalthema, wie beispielsweise mit der künstlerischen Erforschung des Potentials veralteter Technologien. So entlockt der amerikanische Künstler Paul B. Davi s manipulierten, alten Spielkonsolen Bilder und Töne, während der Niederländer Gi j s Gi eskes in wahnwitzigen audiovisuellen Maschinen alte Gameboys mit Urformen des Bewegtbildes durcheinanderwirbelt.
Mit ihrer Anleitung zur Gewinnung einer Droge aus alten Disketten stellt die italienische Künstlergruppe Iocose ein Recycling der besonderen Art vor. Geschichtsfiktionen und vergangene Zukunftsvisionen, die auf Medien und Technologie basieren, sind bei Suzanne Trei ster und Marie Velardi anzutreffen. Velardis Zeitstrahl des 21. Jahrhunderts spiegelt die Vorstellungen künftiger Erfindungen aus Sciene-Fiction-Filmen, während Treister – in einer bereits historisch gewordenen CD-Rom-Arbeit von 1998 – ihre Kunstfigur Rosalind Brodsky als Zeitreisende durch die Geschichte des 20. Jahrhunderts schickt. Das Spannungsfeld zwischen menschlicher Erinnerung und medientechnologischer Aufzeichnung untersucht die slowenische Künstlerin Aleksandra Domanovic anhand jugoslawischer Fernsehnachrichten, deren Erkennungsmelodien als Trigger für selbst erlebte und medial kommunizierte Geschichten wirken. Die Frage nach den Vermittlung von Historie durch technische Medien beschäftigt den Litauer Deimantas Narke vicius ; er re-montiert TV-Nachrichten über das Ende des Realsozialismus so, dass der Eindruck entsteht, die Lenin- Statuen würden nicht demontiert, sondern wieder errichtet.
Im benachbarten Schaulager sind wiederum das Film-/Videoprogramm und die Vortragsreihe domiziliert, die in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Ute Holl, der Leiterin des Instituts für Medienwissenschaft der Universität Basel, zusammengestellt wurden. Das Schaulager ist zum zweiten Mal Partner vom Shift Festival und wird dieses Jahr selbst mit Werken aus der Emanuel Hoffmann-Stiftung verstärkt am Festival der elektronischen Künste beteiligt sein.
Auch im Film-/Videoprogramm ist Bruno Spoerri prominent vertreten: Er wird selbst kommentierte, filmische Einblicke in die experimentelle Frühgeschichte der elektronischen Musik in der Schweiz bieten. Seine Nähe zu Kunst und Fernsehen wird auch in den Beiträgen von René Pulfer und Koen Brams aufgegriffen. Pulfer, der zu den einflussreichen Schweizer Videopionieren zählt, zeigt die Premiere eines 1987 vom Schweizer Fernsehen unterschlagenen Programms zum Thema „Kunst und TV in der Schweiz“. Wie moderne Stadtentwicklung, ökonomisches oder menschliches Wohnen im Belgien der 1960er Jahre kommentiert wurden und wie die breite Masse via TV zu einer Haltung mobilisiert werden sollte, zeigen zwei Filme von Jef Cornelis.
Ein Leckerbissen in punkto Filmgeschichte der ersten Stunde sind die von Mariann Lewinsky zusammengestellten kolorierten Wunderwerke, die sie aus allerhand Archiven mitbringt. Nathalie Singer wird experimentelles Radio live präsentieren, überdies untersuchen aktuelle Beiträge aus der Wissenschaft, sowie aus dem zeitgenössischen Videound Filmschaffen Geschichtsbilder und erinnern sich an die kürzlich vergangene Zukunft.
Unter dem Titel Shift in Progress bietet das Festival Studierenden von Kunsthochschulen erneut die Möglichkeit, mit einer Arbeit zum Festivalthema präsent zu sein. Ausgewählt wurden 16 Projekte von Studierenden aus der Hochschule für Gestaltung und Kunst der FHNW, der Hochschule für Gestaltung und Kunst Luzern, der Hochschule der Künste Zürich und der Hochschule der Künste Bern sowie der beiden Westschweizer Hochschulen Haute école d’art et design Genf und die Ecole cantonale d’art de Lausanne. Neu lanciert hat Shift eine jährlich wechselnde Kooperation mit einer ausländischen Hochschule; dieses Jahr mit dem Media Lab der Aalto University in Helsinki, Finnland.
Ein ebenso wichtiger wie erfolgreicher Teil von Shift sind schliesslich die Elektronik-Bastel-Workshops. Diese werden wiederum von der Schweizerischen Gesellschaft für Mechatroni sche Kunst durchgeführt. Zudem ist der niederländlische Bastelmeister Gijs Gieskes zu Gast, in dessen audiovisuellen Maschinen auch schon mal ein Kaffeeschäumer, ein alter Walkman und ein Gameboy zusammenfinden. Kinder (ab 6 Jahren) kommen ebenfalls wieder zum Zug in den Workshops des Ateli er Recycling@rt.
Shift, das Festival der elektronischen Künste in Basel, findet 2010 zum vierten Mal statt. Das Festival finanziert sich hauptsächlich aus Beiträgen von Stiftungen und der Öffentlichen Hand: allen voran von der Christoph Merian Stiftung, dem Swisslos-Fonds Basel-Stadt, dem Lotteriefonds Basel-Landschaft und vom Bundesamt für Kultur.
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