2. November 2010, Berlin
Privater Konsum stützt Wirtschaftswachstum
Reiseindustrie gehört nach Einschätzung des ifo Institut für Wirtschaftsforschung zu den Profiteuren beim AufschwungIn den kommenden Jahren wird die deutsche Reiseindustrie voraussichtlich überproportional vom globalen Wirtschaftswachstum und den positiven Impulsen auf die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland profitieren. Dr. Gernot Nerb, Direktor beim Münchner ifo Institut für Wirtschaftsforschung, sagte am Freitag auf dem 18. World Travel Monitor Forum in Pisa: „Während der wirtschaftliche Aufschwung im laufenden Jahr 2010 in erster Linie vom Export getrieben wird, fällt in den kommenden Jahren vor allem dem privaten Konsum in Deutschland eine wesentliche Rolle für die weitere wirtschaftliche Erholung zu. Es werden die Menschen im Land sein, die durch ihren privaten Verbrauch den wirtschaftlichen Aufschwung nach der Krise beflügeln werden.“
Eine deutliche Absage erteilte Gernot Nerb möglichen Forderungen nach Steuerentlastungen aufgrund von prognostizierten Mehreinnahmen bei den aktuellen Steuerschätzungen. „Unabhängig von dem Umstand, dass es aktuell nach wie vor keinen Spielraum für Steuerentlastungen gibt: Für den weiteren positiven Aufschwung beim privaten Konsum bedarf es gegenwärtig keiner Impulse durch Steuererleichterungen.“
Nach den Worten des Wirtschaftsforschers wird sich die reale Abnahme der Arbeitslosigkeit in Deutschland und vor allem die sinkende Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes auf das Konsumklima besonders positiv auswirken. „Es ist davon auszugehen, dass die Menschen in Deutschland im kommenden Jahr mehr Geld in der Tasche haben werden, das sie voraussichtlich auch verstärkt für Urlaubsreisen aufwenden werden. Dazu werden in erster Linie die weiterhin zu erwartende gute Lage am Arbeitsmarkt und für Arbeitnehmer günstige Tarifabschlüsse beitragen.“
Die Reiseindustrie wird nach Einschätzungen von Gernot Nerb auch von den Auswirkungen der staatlichen Abwrackprämie für alte Kraftfahrzeuge aus dem Jahre 2009 profitieren. „Viele Menschen haben im vergangenen Jahr die Möglichkeiten genutzt und eine geplante Investition für einen neuen PKW bereits vor einem Jahr getätigt. Für zahlreiche Verbraucher ergibt sich hier in den nächsten Jahren ein Spielraum für anderweitige Ausgaben. Und dazu werden auch Urlaubsreisen zählen.“
Getragen wird der wirtschaftliche Aufschwung nach den Worten von Gernot Nerb vor allem durch die Schwellenländer. „Die positiven Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und somit auch auf den privaten Konsum sind eindeutig auf das Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern und hier insbesondere in Ländern wie China, Indien und Brasilien zurückzuführen.“
An dem auf Einladung des Beratungsunternehmens IPK International initiierten und von der ITB Berlin geförderten World Travel Monitor Forum in Pisa präsentieren alljährlich über 50 Tourismus-Experten und Wissenschaftler aus aller Welt die aktuellen Statistiken und stellen die neuesten Trends im internationalen Tourismus vor.
„Die hinter uns liegende Wirtschafts- und Finanzkrise hat eindrucksvoll bewiesen, dass die Urlaubsreise bei den Bundesbürgern fest als Teil des Lebensstil verankert ist“,“ sagte Dr. Martin Buck, Direktor des KompetenzCenter Travel und Logistics der Messe Berlin. „Die wirtschaftliche Erholung und die zu erwartenden positiven Signale für die Reiseindustrie sind für alle Bereiche der globalen Industrie sehr ermutigend“.