27. August 2010, Nordrhein-Westfalen
Porzellanmuseum Münster
300 Jahre deutsche Porzellan-GeschichteIm Porzellanmuseum Münster dokumentieren Ausstellungsstücke wie kunstvoll verzierte Schalen, Teller, Tassen, Tierfiguren und Krüge die 150-jährige Geschichte der Porzellanmalerei in Münster. In der Firma Roloff waren bis zum Jahr 1950 über 100 Malerinnen und Maler damit beschäftigt, das Porzellan kunstvoll zu verzieren.
Doch die verschiedenen Dekore sehen nicht nur schön aus, sondern verraten viel über den Kunstgeschmack der Zeit. Die Jugendstil-Motive des Porzellanmalers August Roloff, der später auch die Firma gründete, sind mit ihren verspielten Blumenmustern in Goldfarbe ein Spiegelbild der goldenen 20er Jahre. Ganz anders sah es in den Nachkriegsjahren aus, als auch die Betriebe in Münster um ihr Überleben kämpften und nur noch Altgold verarbeiteten. So bemalten in dieser Zeit die Mitarbeiter nicht mehr das feine Porzellan, sondern gröberes Steingut, das Töpfer aus den umliegenden Orten herstellten. Dieser Wandel lässt sich auch an den veränderten Dekoren nachvollziehen.
Überhaupt sind für den Experten die zerbrechlichen Tassen und Teller eher Forschungsobjekt als Gebrauchsgegenstand. Dass beispielsweise die Firma Roloff in Münster produzierte, lässt sich mit Hilfe der Bilder auf der Unterseite der Porzellanware entschlüsseln. Das abgewandelte Wappen der Wiedertäufer, die in Münster Geschichte schrieben, sowie ein Reichsapfel mit Krone und Bischofsstab – Münster als Bischofssitz – zeigen klar den Ursprungsort des Porzellans. Auch die Maler verewigten sich zum Teil mit Namen auf ihren Werken, die Hand gemalten Unikate haben daher einen hohen Sammlerwert.