9. März 2010, Reisenews
Naturerlebniswoche in Baden-Württemberg
vom 2. bis 9. Mai 2010
Der Frühling naht. "Wenn die Natur erwacht, ist das eine gute Gelegenheit, auch ein-geschlafenes Wissen um Pflanzen und Tiere wachzurütteln", empfiehlt die Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg. "Nehmen Sie ihre Kinder mit auf Entdeckungstour in der Naturerlebniswoche vom 2-9. Mai 2010".
Die Natur kommt mit Vogelkonzerten in Schwung. Auch wir Menschen fühlen uns "geweckt". In nur zwei oder drei Generationen aber ist uns der Kontakt zur Umwelt ziemlich abhanden gekommen. Viele Kinder - und Erwachsene - können mehr Auto-marken aufzählen als Bäume. Für Stadtkinder sind oft der asphaltumgrenzte Baum, das ramponierte Straßenbegleitgrün, Tauben und vielleicht Spatzen die einzige Na-tur. Biologie ist ein Schulfach, aber man braucht es nicht bei der Arbeit. "Keine zwei Prozent der Bevölkerung arbeiten noch in einem „grünen Beruf‟, etwa als Land- oder Forstwirt. Im großen Rest leben viele fern der Natur", erläutert Claus-Peter Hutter, Leiter der Umweltakademie Baden-Württemberg. Unsere Versorgung ist organisiert, aber "Gemüse und Fleisch wachsen nicht im Supermarkt. Landwirtschaft beruht auf Natur. Wir sind Teil des natürlichen Kreislaufs und sind daher zur Umsicht gefordert."
In der Naturerlebniswoche, die vom 2.-9. Mai 2010 stattfindet, sollen Kinder und Er-wachsene daher wieder mehr an die Natur herangeführt werden, um die natürlichen Zusammenhänge besser zu verstehen, so die Umweltakademie.
Der Frühling eignet sich bestens, selbst etwas fürs Wissen um die Natur zu tun. Man muss bloß mit einem guten Bestimmungsbuch raus ins Grüne. "Nach und nach tau-chen jetzt die ersten Pflanzen und Tiere auf. Sozusagen häppchenweise kann man sie kennen lernen", sagt Claus-Peter Hutter. "Die weißen Buschwindröschen und der gelbe Huflattich sind Frühaufsteher der Natur", nennt er zwei Beispiele. Die Busch-windröschen blühen schon, wenn die Waldbäume noch ohne Laub sind. Der Huflat-tich ist ein echter Weg-Gefährte und ein ökologischer Anzeiger für lehmigen und staunassen Boden. Ein aufmerksamer Spaziergang durch die Natur ist lehrreich. Hät-ten Sie gewusst, dass das harte Holz der ab März blühenden giftigen Eiben im Mitte-lalter zu Herstellung von Kriegsgerät genutzt wurde? Auch das tierische Leben regt sich. Der Zitronenfalter ist unter den Schmetterlingen der erste. Die Krötenwande-rung ist ein auffälliges tierisches Zeichen des Frühlings. "Helfen Sie doch mit bei ei-ner Amphibienschutzaktionen vor Ort. Für Kinder ist das aufregend, die Tiere mal nah zu erleben und zu fühlen. Das ist echtes Begreifen", sagt Claus-Peter Hutter. Wer dazu gerne Anleitung hätte, der ist in der Naturerlebniswoche genau richtig. Zahlreiche Haupt- und ehrenamtliche Partner bieten die verschiedensten Veranstal-tungen in dieser Woche an, von Naturerlebniswanderungen, über Kanufahrten auf der Enz bis zu einer Bauernhof-Ralley.
Naturerleben geht jedoch auch daheim. "Wählen Sie einen Baum in Ihrer Nähe aus und beobachten dann seine Entwicklung im Lauf des Jahres", empfiehlt Claus-Peter Hutter. Die Rosskastanie zum Beispiel. Wie entstehen ihre Früchte? Da kann man gleichsam in Zeitlupe zuschauen. Ihre Blütenpracht markiert den Vollfrühling. Nach der Bestäubung wachsen die Kastanien. Der Frühherbst beginnt, wenn die Kastanien fallen und die Blätter gelbbraun werden. Wenn sie fallen, ist tiefer Herbst; und Winter, wenn der Baum völlig kahl ist.
Ökologie kann man an dem Baum auch lernen. Wenn die Blätter schon im Sommer gelbbraune Flecken zeigen, ist dann vorzeitig Frühherbst? Nein, es ist ein Zeichen für den teilweise massenhaften Befall mit Rosskastanienminiermotten. Ihre Larven fressen Gänge in die Blätter und schädigen sie. Eine spannende Geschichte: Als Zierbaum kam die Rosskastanie im 16. Jahrhundert vom Balkan nach Mitteleuropa.
Jene Motte trat erst viel später auf. Erstmals wurden sie 1984 in Mazedonien beo-bachtet und breitete sich fortan ungehindert aus. Man nimmt ans, dass diese Motte aus Amerika oder Asien nach Mazedonien eingeschleppt wurde - globale Ökologie dank menschlicher Verkehrstechnik...
Auch eine Möglichkeit: "Legen Sie eine kleine Wildblumenwiese an. Das geht im Gar-ten oder auch in einem Blumenkasten auf dem Balkon". Saatgut gibt es im Fachhandel. Mit den Blüten kommen Bienen und andere Insekten. Eine gute Möglichkeit, da-heim neue Arten kennen zu lernen im "Internationalen Jahr der Biodiversität", der Artenvielfalt also, das für 2010 ausgerufen wurde. "Nur was Sie kennen, schützen Sie auch", sagt Claus-Peter Hutter. Dass dies nötig ist, zeigt der eingangs erwähnte Spatz. Er steht inzwischen auf der Vorwarnliste der bedrohten Arten...
Weitere Informationen und Veranstaltungshinweise zur Naturerlebniswoche erhalten Sie im Internet unter: http://bw.naturerlebniswoche.info