8. November 2010, Niedersachsen
Hinter den Kulissen von Der Raum s(ch)wingt
Zum 5. Geburtstag des Wissenschaftsmuseums phaeno setzt sich das Tanzende Theater Wolfsburg mit den Themen Raum und Zeit auseinander.
Was ist Raum? Wie erlebe, wie erfahre ich ihn? Brauche ich viel Raum, um mich zu entfalten? Oder finde ich gerade in Begrenzungen neue Möglichkeiten? Vielleicht um diese dann zu überwinden? Und welche Rolle spielt die Zeit dabei?
Solche Fragen stellte Sabine Thanner den 100 Mitwirkenden des TTW im Alter von 8 bis 52 Jahren. Diese tanzen, singen und sprechen über ihre Auseinandersetzung mit diesem Thema und es ist erstaunlich, was dabei heraus kommt.
Präsentiert wird das Ergebnis Anfang November im phaeno, denn welcher Raum würde sich für die Umsetzung besser anbieten? Die Vorstellungen eines „normalen“ Raumes sind hier aufgehoben, Kanten und rechteckige Flächen fehlen fast vollständig. Die Grundformen der Geometrie sind ersetzt durch organische, die beim Betrachten vermeintlich in Bewegung bleiben. So entstand die Idee, dieses Schwingen aufzugreifen und dem eine musikalische Grundlage zu geben: Swing. Ein Musikstil der 30 und 40er Jahre, der in sich viel Freiraum lässt, der schwingt und doch immer wieder interessante Ecken und Kanten hat. Swing-O-Matic, eine Big Band aus Hannover, unter der Leitung von Helge Adam wird diese Musik und den Geist der Zeit lebendig werden lassen.
Doch vor dem Auftritt stehen immer erstmal die Proben. Neue Stile werden eingeübt. Keiner hätte gedacht, dass er mal Lindyhop tanzen würde. Doch zur Swing Musik wird es auch Swing Tanz geben. Also heißt es für zwei Mädels anspannen, und sich von den Männern einmal um deren Körper schwingen lassen. Dazu gehört Überwindung. Aber alle sind gespannt auf die neuen Bewegungen und haben mehr und mehr Spaß daran.
Auch Steptanz gehört in die Swinging 40ies. Ohne Musik werden Grundschritte trainiert. Das ist laut und geht nach einer Weile auf die Nerven. Keiner denkt, dass es mal rhythmisch interessant werden könnte. Obwohl dabei ja anscheinend „nur“ die Füße benutzt werden, ist es anstrengend. Und wieder und wieder fängt man von vorne an, da z.B. der Schritt auf der 8 beginnt und nicht wie sonst auf der 1. Pausen müssen eingehalten werden und plötzlich sind es viele Töne hintereinander. Ball, ball, heal, heal, ball, ball. Aber wann mit welchem Fuß? Dann kommt irgendwann die Musik dazu. Da die Band auch noch in den Proben steckt, stimmt das Tempo bei der ersten Probeaufnahme nicht und der Schluss ist anders, funktioniert mit der Choreografie nicht. Das Tempo gleichen die Musiker an, den Schluss die Tänzer und so passt es schließlich.
Es gibt immer wieder Hürden zu überwinden. So kommen die Tanzschuhe mit Absatz erst an, als der Tanz dafür bereits fertig ist und alle Mädels sich umstellen müssen. Da gibt es Umfaller und rausgerutschte Hacken, aber letztlich gewöhnen sich alle an die Schuhe. Außerdem sieht der Tanz damit noch besser aus...
Apropos Aussehen, die Kostüme sind ja immer so eine Sache. Da findet man endlich ein Oberteil, welches perfekt in die Zeit passt, gut aussieht, zum Tanzen geeignet ist und dazu noch bezahlbar, und dann gibt es das nur in den Größen 34 und 40. Was tun? Erstmal bestellen und dann weitersehen. Und wirklich, es klappt für die, die es brauchen.
Einige fahren extra nach Berlin, um sich dort in speziell auf die Zeit ausgerichteten Läden mit Kleidern und Accessoires einzudecken. Die kennen das Tanzende Theater dort mittlerweile. Zum Glück ist es gerade Mode große Blumen im Haar zu tragen, sodass man bestimmte Dinge auch in Wolfsburger Bekleidungsläden bekommt.
Die Haare sind ein weiteres Problem. Nicht so sehr für die Jungs, aber für die Mädels. Entweder die Damen damals haben unglaublich viel Zeit gehabt, waren auffallend geschickt und schnell im Eindrehen, Hochstecken und Frisieren oder sie müssen jeden Tag zum Frisör gegangen sein. Erste Versuche sehen mehr nach aufgeplatzter Sofaecke, als nach 40er Jahre aus. Also tun sich immer zwei zusammen und helfen sich gegenseitig bei den Frisuren, da es anders nicht möglich ist. Einige haben spezielle Frisörtermine dafür vereinbart.
Natürlich werden auch Songs gesungen. Die meisten sogar. Das muss ebenfalls geübt werden. Sologesang kann man alleine üben, aber zu dritt oder zu acht? Die Partituren werden bestellt und jeder bekommt seine Stimme zugewiesen. Schritt für Schritt wird der Song durchgegangen. Das ist langwierig, da jede Stimme für sich stehen muss. Man darf eigentlich nicht rechts und links hören, weil einen das aus seiner Stimme rausbringen kann, andererseits muss man rechts und links hören, da es Chorgesang ist. Viele Proben werden dafür benötigt, aber schließlich soll es ja gut klingen.
Einen Monat vor der Veranstaltung wird jedes Wochenende geprobt. Samstag und Sonntag. Das klingt hart, ist aber die einzige Möglichkeit, alle Tänze in den jeweiligen Aufstellungen anzugleichen, eventuell notwendige Veränderungen einzubauen und alles so präsent zu halten, dass es bei den Aufführungen dann auch klappt. Umzüge müssen geübt werden und Verbindungsszenen und die Wege im phaeno sind auch nicht zu unterschätzen. Das alles muss eingeplant und trainiert werden.
Man merkt vielleicht, dass das Ganze ein ziemlich großes Unterfangen ist. Denn diese Probleme hat - mehr oder weniger - jede der sechs an der Veranstaltung teilnehmenden Gruppen des TTW. Natürlich ist es für die Musicalkids anders als für das TTW#EINS, für die TTW Kids anders als für Taktlos, aber jede Gruppe lässt sich darauf ein. Das ist gut so, denn am Schluss müssen alle zusammen auf der Bühne stehen. Und schließlich geht es ja nicht um einzelne Tänze, sondern um eine gemeinsame Veranstaltung. Und so versucht jede Gruppe, das Publikum zu überraschen und mitzunehmen. Auf eine beschwingte philosophische Reise durch Gedanken zu Raum und Zeit.
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