24. Februar 2011, Gifhorn, Städte Niedersachsen
Gifhorner Welfenschlosses aus der Renaissancezeit
Verheerende Kriege und auch Feuersbrünste fügten dem Ort Gifhorn schwere Schäden zu, besonders während der Hildesheimer Stiftsfehde von 1519. Gifhorn wurde fast völlig vernichtet und verwüstet. Nur Kornspeicher und Marstall des Schlosses blieben verschont. Alle anderen Gebäude des Ortes und des Schlosses wurden nach der Plünderung von den Angreifern angesteckt und ein Raub der Flammen. Gifhorn konnte sich von dieser Katastrophe so schnell nicht erholen.
Die Klagen der Bürger verstummten viele Jahre nicht und die Not war groß. Der Ort lag in Trümmern, kein Haus war heil geblieben. Die Bewohner fanden zunächst nur notdürftig in ihren ausgebrannten Häusern und Stallungen Unterschlupf. Sie mussten mit ansehen, wie die auswärtigen Frachtwagen und Karren durch den Ort rollten, ohne zu halten. Die reisenden Kaufleute und Fahrer machten nun für längere Zeit in Gamsen Rast. Die Herzöge Ernst der Bekenner in Celle und sein Bruder Franz, der von 1539-49 in Gifhorn regierte sowie die gesamte Bürgerschaft bemühten sich um den Wiederaufbau. Gifhorn erlebte einen Aufschwung als Residenzstadt unter Herzog Franz. Ein besonders interessantes Bauwerk der Stadt Gifhorn, das nach der Stiftsfehde neu errichtet wurde, ist das Schloss. Um das Jahr 1525 begann Herzog Ernst der Bekenner mit diesem Bau. Er beauftragte den auch in Celle wirkenden und später nach Gifhorn übersiedelnden Baumeister Michael Clare. Der Schlossbauplan wurde nach neuer Befestigungsart entworfen. Dabei wurden offensichtlich wehrtechnische Bauprinzipien Dürers berücksichtigt. In vielen Jahren (bis etwa 1581) wurden die einzelnen Schlossbauten mit den modernen Befestigungsanlagen errichtet. Herzog Franz, der während seiner Regierungszeit das Schloss bewohnte, erweiterte es wesentlich und fügte vor allem die schöne Schlosskapelle im Stil der frühen Renaissance mit spätgotischen Stilelementen hinzu. Deren Fertigstellung im Jahre 1547 ist durch Einmeißelung der Jahreszahl über der oberen Mittelsäule bezeugt. In einem schlichten Sarkophag fand Herzog Franz dort auch seine letzte Ruhestätte. Weil er ohne männlichen Erben starb, fielen Amt und Schloss an Celle zurück. Seitdem wohnten im Schloss im Kommandantenhaus der Schlosshauptmann und etwas später im Ablagerhaus der Erste Beamte des Amtes Gifhorn mit den Bediensteten.
Das Schloss nahm bis etwa 1705 häufig fürstlichen Jagdbesuch auf. Die umfangreichen Bruchwälder und besonders der Dragen waren beliebte Jagdreviere der Celler Herzöge und ihres Gefolges. Dabei musste die Gifhorner Bürgerschaft unter Leitung von zwei „Commandeuren“ Jagdfolge leisten wie Akten des Stadtarchivs Gifhorn aus dem Jahre 1661 berichteten. Weil die Schlossgemächer nicht immer zur Unterbringung der auswärtigen Gäste ausreichten, ließ Herzog Franz im Jahre 1540 am Steinweg das „Kavalierhaus“ bauen, das bis heute viel Beachtung findet und ein Museum zur bürgerlichen Wohnkultur um 1900 beherbergt.
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