23. Dezember 2010, Österreich
Fasnachtsbräuche in der Region Hall-Wattens
Die stille und besinnliche Weihnachtszeit neigt sich dem Ende zu. Und während in den Stuben die wertvollen, über Generationen vererbten Hauskrippen wieder langsam weggepackt werden, beginnt das bunte Fasnachtstreiben: Hexen kehren den Winter aus, Spiegeltuxer tanzen den Frühling ein und Schulterschläge regen die Fruchtbarkeit an. Von Hexen gejagt, von Bären bekämpft, von zotteligen Ungeheuern zum Umtrunk geladen und durch Schulterschläge fruchtbar geklopft – ein Besuch des Fasnachttreibens der Region Hall-Wattens lohnt sich.
Das eindrucksvolle Schauspiel mit aufwendigen, sorgfältig gepflegten Kostümen und jahrhundertealten Bräuchen beeindruckt jedes Jahr Besucher und Einheimische aufs Neue. In beeindruckender und archaischer Art und Weise stellen die Dorfbewohner als Bär und Spiegeltuxer, Zottler oder Hexe den ewigen Kampf zwischen Sommer und Winter, Gut und Böse, Hell und Dunkel, Recht und Unrecht dar.
Abwechselnd in verschiedenen Orten der Region Hall-Wattens der traditionelle Umzug statt, bei dem nach altem Brauch der Winter, in Gestalt der Zottler, vom Frühling, verkörpert durch die Tuxer, bezwungen wird. Früher war das wilde, bunte Treiben verboten. Doch trotz aller Vorschriften ließen sich die Tiroler diese Tradition nicht nehmen. Sie geriet nie in Vergessenheit, was zeigt, wie tief dieser Brauch im Volksleben verwurzelt war und ist. Früher hauptsächlich in den Bauernstuben aufgeführt, begann man erst im 20. Jahrhundert dieses Gegenspiel zwsichen Zottler und Tuxer, Bär und Bärentreiber, auf der Straße einer größeren Bevölkerungsschicht vorzustellen. Zu den Klängen der verschiedenen Musikkapellen der Region geben die Matschgerer oder Muller das lokale Dorfleben auf volkstümliche, humoristische Weise zum Besten. Hunderte Besucher eilen jedes Jahr zu dem Spektakel mit Milser, Volderer und Absamer Matschgerer, Thaurer Muller, Baumkirchner Lallen, Wattener Schellenschlager und verschiedenen Traditionswägen. Und auch musikalisch ist einiges geboten, wenn die Musikkapellen und viele andere ihr Können unter Beweis stellen.
Mit einem rund 12 Kilogramm schweren Kopfschmuck aus Federn und Blumen, mit großem Spiegel in der Mitte, verkörpert der Spiegeltuxer in Lederhose das nahende Frühjahr und den Sommer. Mit dem Spiegel vertreibt er die bösen Geister des Winters. Der harte, kalte nicht enden wollende Winter wird durch die furchterregende Figur des Zottlers dargestellt. Ein Anzug aus Jutefransen, ein Kopfschmuck aus Pfauenfedern und Fell gibt ihm ein wahrlich wildes Aussehen. Mit stampfenden, trampelnden tobenden Bewegungen unterstreicht er die Strenge der vergangenen Monate.
Auch der Bär, der Kraneter und die Hexen stellen den Winter dar. Der Bär macht seinem Treiber, der ihn zu bändigen versucht, mit seiner Wildheit größte Schwierigkeiten. Schlussendlich besiegt ihn aber sein Herr, so wie der Frühling immer über den Winter sieht. Der Kraneter ist stets in Begleitung einer Hexe und schleppt ein bis zu 45 Kilogramm schweres Kostüm mit Wacholderzweigen durch die Straßen. Strenge Larven und ein langer Stock unterstreichen sein ungebändigtes Aussehen. In farbenfrohen Gewändern mit bunten Fransen, Quasten und Glöckchen versuchen die Zaggler, die Herbstfiguren, den Winter davon abzuhalten, ins Land einzuziehen. Als Kopfschmuck tragen diese vornehmen Figuren schwarze Hahnenfedern und einen mit Fuchs- oder Hasenfell bedeckten Hut.
Im Gegensatz zu anderen Tiroler Fasnachten, die nur alle vier oder fünf Jahre stattfinden, gibt es den großen Umzug in der Region Hall-Wattens jedes Jahr – abwechselnd in verschiedenen Regionsgemeinden.
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