26. Mai 2015, Emden, Städte Niedersachsen
Emden feiert das große Fest um seine kleinen Fische
26. Emder Matjestage vom 29. bis 31. Mai 2015Im Frühling kommt Freude auf. Überall, aber besonders an der ostfriesischen Nordseeküste. Eine ganze Region freut sich auf die Emder Matjestage. Zigtausende strömen nach Emden um Matjes zu genießen und zu feiern. Schon seit der ersten Erwähnung der Emder Heringsfischerei 1552 durch UbboEmmius sind der Frühling und der Matjesdes Friesen Glück .Und mittlerweile feiert ganz Deutschland mit. Dann strömen Zigtausende in den Norden, weil Emden seine Matjes präsentiert.
Emder Matjes – ein Traditionsprodukt
Die Emder Firma Fokken und Müller ist bekannt für Ihre umfangreiche Produktion von Matjesspezialitäten und Fischfeinkost. 120 Jahre besteht dieses Unternehmen schon. Seine Lage am Emder Binnenhafen weist uns den Blick auf die Emder Heringsgeschichte, denn von hier fuhren seit ewigen Zeiten Schiffe zum Heringsfang. Der Emder Heringshandel profitierte 1597 von der Umsicht der Emder Politiker, als ein segensreiches Gesetzwerk erlassen wurde.
Heringshandel am Fuß des Emder Rathauses
In alten Zeiten fuhren die Schiffe direkt bis in den Binnenhafen und schlugen ihre Handelsware direkt vor dem Emder Rathaus um – direkt dort, wo heute die Emder Matjestage gefeiert werden. Schleusen gab es noch nicht, Emden war ein Tidehafen. Heringe,in viel Salz eingelegt und in Kantjes, hölzernen Heringstonnen, verpackt, waren an der gesamten Nordseeküsteein wichtiges Handelsgut. So wichtig, dass sogar kriegerische Auseinandersetzungen um ihn geführt wurden. Auch Störtebeker und seine Piraten mischten kräftig mit und versuchten, Teile des Handels zu kontrollieren.
Die Emder Heringsordnung von 1597
Handel benötigt Vertrauen. Dieses Vertrauen war in Gefahr, als Emder Heringe von Hamburger Kaufleuten als „faule Fische“ beanstandet wurden. 1597 erließen der Emder Bürgermeister und der Ratdie Emder Heringsordnung. Es wurde detailliert festgeschrieben, wie mit Heringen umzugehen ist:„Das Markieren, Klassifizieren und Brandmarken der Heringstonnen sowie das Fangen, Salzen, Hantieren, Packen, Aufpacken und Legen der Heringe mit allem, was dazu gehört“ wurde in 35 Paragrafen geregelt und die Strafe für Verstöße gleich festgelegt. So besagte zum Beispiel § 16:„Heringe dürfen nur auf offener Straße, Kaiungen und Plätzen, wo solchesüblich ist, und in Häusern bei geöffneten Türen, damit jederungehindert zusehen kann, aufgepackt oder gepackt werden. Wer aber dennoch hinter geschlossenen Türen Heringe packt, aufpackt oder Personen den Zutritt verwehrt, der soll für jeden Verstoß 5 Gulden Strafe zahlen.“
Der Alte Fritz ordnet für Emden an: „Heringsfang statt Kriegsdienst!“
Anfang des 18. Jahrhunderts war Emden Preußisch. Friedrich der Große machte sich Sorgen um die Ernährung seiner wachsenden Bevölkerung. Von seinen Holländischen Baumeistern, die unter anderem mit dem Bau seines Schlosses Sanssouci beschäftigt waren, lernte er die Kartoffel kennen. Er reiste an die Nordsee, bestimmte Emden zu seinem Heringshafen, und erließ den Emder Burschen dafür den Kriegsdienst. „Kartoffeln und Hering soll er fressen“, lautete sein Befehl an die Langen Kerls, seine Leibgarde.
Die große Heringsfischerei
„Für die Ausübung der großen Heringsfischerei ist Emden ein sehr geeigneter Platz“, befand 1871 die Hochseefischereienquete Commision und leitete die Gründung der Emder Hochseefischerei AG ein. Generationen von Emdern verdienten ihren Lebensunterhalt mit Fischfang und -handel, Schiffbau, Fassmachen, Netzeflicken und weiteren Zulieferungen und Dienstleistungen. 1976 kam dann der Emder Heringsfang zum Erliegen. Der Emder Heringslogger AE7 präsentiert heute die Geschichte des Emder Heringsfangs. Hier findet Jahr für Jahr die Eröffnung der Emder Matjestage statt. Der Oberbürgermeister der Stadt, Bernd Bornemann, prüft höchstpersönlich die Qualität des Fisches. Bei Gutbefinden ist das große Fest eröffnet.
Heringe zum Überleben
Unvergessen sind die mageren Jahre nach den Weltkriegen, als der Hering nicht nur ein Lebensmittel, sondern ein Überlebensmittel war. Der Hering gab vielen Familien Lohn und Brot. Doch der Heringsfang von Emden aus wurde unrentabel. Großenteils waren die Fanggründe, die von Emden aus erreichbar waren, überfischt. Auch Meerestemperaturen und –Strömungen, neue Schiffstypen und Fangmethoden sowie politische Entscheidungen brachten mit sich, dass sich die Fischerei neu organisierte und Emden seine Bedeutung für den Fischfang verlor – nicht aber für die Fischproduktion.
Jeder vierte Fisch, der in Deutschland genossen wird, ist ein Hering. Der Matjes ist ein Hering in seiner edelsten Form.
Fanggebiet des Nordseeherings
Der Hering (clupeaharengus) ist ein planktonfressender Schwarmfisch. Er ernährt sich von Algen, Plankton, kleinen Krebstieren, Schnecken und Fischlarven, die er einzeln jagtoder mit geöffnetem Maul schwimmend aus dem Wasser filtert. Es gibt verschiedeneHeringsarten. In unseren Breiten ist der Nordseehering von größter Bedeutung.
Der Lebenszyklus der Heringe
Der Nordseehering unterliegt dem Jahreszyklus des Meeres. Er ist ein Herbstlaicher. Im Frühjahr erwärmt die Sonne das Meer, das Futter der Heringe wächst, vermehrt sich und die Fische fressen sich rasch dick und rund. Nur in diesem fetten Zustand gefischte Heringe eignen sich zur Reifung zum Matjes. Sie werden von Anfang Juni und bis Anfang August gefangen. Denn im Sommer speichert der Hering Fettreserven im Fleisch und entwickelt dabei die typisch runde Matjesform. Dieses Fettpolster benötigt der Hering, um gleich nach dem Sommer Milch und Rogen (Samen und Eier) für das Laichgeschäft im Herbst des Jahres auszubilden. Danach ist der Hering deutlich abgemagert, die Tage werden kürzer, das Wasser kälter. Gegen Ende des Winters ist der Hering auf 6 bis 8% Körperfett abgemagert. Im Frühjahr beginnt der Fress- und Wachstumszyklus erneut – der Fettgehalt steigt wieder und kann 15%, 20%, ja sogar 25% erreichen. Heringe im 4. oder 5. Lebensjahr sind von Größe und Gewicht optimal zur Verarbeitung zum Matjes. Sie haben in diesemAlter mindestens zweimal gelaicht. „Für die Produktion von EMDER MATJES verwenden wir ausschließlich allerbeste Rohware, damit der unvergleichliche Geschmack erreicht wird“, erklärt Reinhard Müller, Geschäftsführer der Firma Fokken & Müller.
Vom Hering zum Matjes
Ab Ende Mai werden im klassischen Fanggebiet für den Nordseehering, zwischen den Linien Aberdeen-Hirthals und Shetland-Bergen (58. und 62. Breitengrad) die Fischtrawler aktiv. Gefangen wird mit der Ringwade, einem Fanggeschirr in dem die Heringe möglichstwenig Druck ausgesetzt sind, was die Qualität mindern könnte. Die Fänge werden dann auf kurzem Wege in Norwegen, zum Beispiel im Traditionshafen Haugesund, der Partnerstadt Emdens, angelandet. Der Hering wird umgehend unter den strengen Augen von Qualitätskontrolleuren in gekühlten Räumen von Kopf, Schwanz und den Innereien befreit. Die Filets hängen nunmehr nur noch an der Haut des Rückens zusammen. Diese Heringslappen werden schleunigst vakuumverpackt und tiefgefroren, damit keine Geschmacksbeeinträchtigungen durch Oxidation entstehen können.Nach dem Transport nach Emdenwerden die Heringslappen mit modernster Auftautechnik gleichmäßig und schonend auf maximal 4° Celsius aufgetaut. Nach der Reifung werden in Handarbeit die Filets von der Haut befreit. Alle Verarbeitungsschritte sind sorgfältig darauf abgestimmt, dass der feine Silberglanz der Fische erhalten bleibt, der dem Kenner die Frische und den feinen Geschmack des Matjes schon optisch signalisiert.
Feiern in allen Variationen
Matjes und die Emder Matjestage haben Tradition in Emden. Ende Mai wurden früher die ersten Heringsfänge des Jahres angelandet. Seitdem wird Ende Mai der Matjes gefeiert.
Drei Tage und Nächte feiert man rund um die Uhr. Der Ratsdelft, Emdens Historischer Hafen ist der Mittelpunkt, in dem sich dutzende alte Schiffe zum Traditionsschifftreffenversammeln. Der Binnenhafen liegt voller Segler.
Wenn hier die bunten Fahnen wehen, feiern Jung und Alt. „Auch unsere Senioren, die unser Fest nicht besuchen können, vergessen wir nicht“ sagt Frank –Peter Nowak, Mitorganisator der Emder Matjestage, „wenn sie nicht zu den Matjes kommen können, dann kommt der Matjes zu ihnen“. Am Vorabend der Emder Matjestage wird ein zünftiges Matjesessen mit maritimer Musik im Emder AWO Altenwohnzentrum gefeiert.
Am Freitag um 11 Uhr versammeln sich die Honoratioren der Stadt auf dem Emder Heringslogger AE7 zur Eröffnungszeremonie. Dort probiert der Oberbürgermeister Bernd Bornemann den ersten Matjes und gibt den Startschuss für die Feierlichkeiten.
Festlich wird es am Freitagabend in der aLasco Bibliothek, die früher eine Kirche war, beim Emder Matjesmahl. Als Festredner werden Ronald Schminke, MdL, und Dr. Matthias Keller vom Fischinformationszentrum FIZ in Hamburg begrüßt.
Fisch macht fit! Tausende Läufer werden am Samstag zum 25. Emder Matjeslauf erwartet. Die Jüngsten probieren sich beim Wattje-Lauf, die Großen laufen bis zu 10 km durch Emden, auch Rollis sind dabei.
Handel und Wandel: Rund 100 Schausteller sorgen für die Verköstigung und Belustigung der vielen Besucher, ein Flohmarkt und ein verkaufsoffener Sonntag sind organisiert.
Großes Shanty-Treffen: Ungezählte Shantygruppen aus Deutschland und den Niederlanden sorgen drei Tage lang für eine Maritime Atmosphäre. Im letzten Jahr wurde auf den Emder Matjestagen ein Weltrekord aufgestellt – Emden hatte den größten Shantychor der Welt mit 1761 Kehlen.
Emden rockt und swingt: abends gibt es auf den großen Hauptbühnen Stimmungsmusik für Feiern bis in die Nacht.
Deutsch - Niederländische Freundschaft
An original niederländischen Matjeskarren filetieren Lammert Wiersema und sein Team aus Groningen frische Matjes. Piratenchöre, Schlepper und Plattbodenschiffe sowie tausende Besucher – die Niederlande steuern viel zu den Emder Matjestagen bei. Matjes ist ein Partyfisch – Matjes verbindet.
Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie unter der Adresse www.matjestage.de
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