28. Februar 2013, Bad Iburg, Osnabrücker Land
Dem Sammler schlägt mehr als eine Stunde
Wie im Uhrenmuseum von Bad Iburg die Sommerzeit beginntIn der Nacht zum Ostersonntag, am 31. März 2013, werden in ganz Deutschland zum 34. Mal Uhren um eine Stunde auf die „Sommerzeit“ vorgestellt. Fast alle Uhren, denn es gibt durchaus ein paar Ausnahmen: Im Uhrenmuseum von Bad Iburg zum Beispiel tickt ein großer Teil der rund 900 historischen Zeitmesser genauso wie zuvor – nämlich anders.
Seit 1980 gibt es in Deutschland die alljährliche Umstellung auf die Sommerzeit. Seit 1975 sammelt Peter Taschenmacher Uhren. Knapp 900 sind es mittlerweile, die er im Uhrenmuseum von Bad Iburg ausstellt. Und nur die wenigsten davon hat der knapp 70-Jährige jemals um eine Stunde vor- und 30 Wochen später wieder um eine Stunde zurückgedreht. Denn die genaue Zeit ist dem Hausherrn weitgehend gleichgültig. Ihn fasziniert vielmehr die Mechanik hinter den Ziffernblättern, das Spiel von Federn und Gewichten, von Zahnrädern und Unruh.
Eine Führung durch seine Ausstellung startet bei den Kirchturmuhren. Denn erstens begann mit diesen Geräten, die teilweise etwa so groß sind und so schwer wie ein Kleinwagen, vor rund 700 Jahren die Geschichte der mechanischen Zeitmessung. Zweitens können auch technische Laien an diesen XXL-Uhrwerken sehr leicht das Funktionsprinzip erkennen. Und nicht zuletzt sind diese historischen Kleinode des Sammlers größter Stolz. „Ich bin der einzige, der alle 17 Turmuhr-Systeme hat, die jemals gebaut wurden“, sagt Taschenmacher. Gefunden hat er seine Schätze durch akribische Recherchen und geduldiges Suchen. „Ich habe während der vergangenen 40 Jahre ungefähr 14.000 Kirchen von innen gesehen.“ Die Trödelmärkte hat er nicht gezählt, die glücklichen Zufälle auch nicht. An einige erinnert er sich dennoch sehr gut. So entdeckte er auf einem Schrottplatz irgendwo an der Weser eine Turmuhr von 1688. „Die lag dort in Einzelteilen herum und sah eigentlich nur aus wie ein Haufen rostiges Alteisen“, erinnert er sich. In mühevoller Kleinarbeit restaurierte er das Stück - und brachte es wieder zum Ticken. Beigebracht hat sich Taschenmacher diese Fertigkeiten selbst, „eigentlich bin ich gelernter Kaufmann“. Dass er als Autodidakt zu einem der führenden Experten für historische Uhren wurde, erwähnt er nur nebenbei. Die Turmuhren setzt er lediglich für Besucher in Gang, weitere antike Stücke laufen nur während der Öffnungszeiten und machen gemeinsam mit dem Museumsleiter Feierabend. Dass er sie dann jeweils anhalte, schone die Mechanik und halte den Aufwand für Reparatur und Wartung in Grenzen. Und dass er die Uhren anderntags nicht auf die korrekte Zeit einstellt, verrät viel über Taschenmachers Einstellung gegenüber den Besuchern seiner Ausstellung: „Damit die Gäste sich jede Uhr und ihren besonderen Effekt in Ruhe anschauen können, müssen alle unterschiedliche Zeiten zeigen.“ Einleuchtend – vor allem im Raum mit den rund 100 Schwarzwald-Uhren. Viele davon sind Kuckucksuhren – aber eben nicht alle. Einige lassen zur vollen Stunde auch andere Tiere heraus oder ein mechanisches Männlein, das Knödel isst: eines für jede volle Stunde.
Leicht kann man bei Anekdoten und Fachsimpeleien, beim Schauen und Staunen in Taschenmachers Sammlung die Zeit vergessen. Einigen kommt sie erst dann wieder zu Bewusstsein, wenn sie draußen noch einen Blick auf die laut Guinness-Buch größte Taschenuhr der Welt werfen: 1,80 Meter im Durchmesser, 150 Kilogramm schwer und Dank der Funksteuerung genauso präzise wie die „Atom-Uhr“ der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig. Per Langwellen-Signal wird sie in der Nacht auf den 31. März automatisch auf die Sommerzeit umgestellt.
Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie unter der Adresse www.osnabruecker-land.de
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