21. Juni 2010, Reisenews
Bullerbü in der Nordsee
Es gibt ein seltsames Phänomen im Norden Deutschlands: das Juister Elternlächeln. Mütter und Väter, die mit ihren Kindern auf der Insel urlauben, scheinen offenbar stressfreier zu leben als andere Eltern.
Juist an Niedersachsens Küste ist schön, der 17-Kilometer-Strand eine einzige, feine Sandkiste, die Wellen spaßig, die Priele wie eine warme Badewanne, in denen es sich herrlich plantschen lässt. Aber die Sorglosigkeit hat andere Gründe: auf Juist lebt man mit einem Kinderrhythmus – ohne Autos, Lärm und Abgase, stattdessen mit dem gemächlichen Klappern von Pferdehufen. Hektik und Gefahren fallen damit weg. Schon Dreijährige trifft man morgens beim Brötchenholen, Kinder lernen spielend und risikofrei Fahrradfahren – und Eltern ganz nebenbei das Loslassen auf einer nur 500 Meter breiten Insel, auf der keiner so leicht verloren geht.
Kinder werden selbstständiger und finden Freunde, mit denen sie alle Jahre wieder die Insel erkunden. Die Eltern? Entspannt in Reichweite. Im Gefühl, ihre Kinder höchst zufrieden, bestens unterhalten und dabei in Sicherheit zu wissen. Ausnahmezustand, ein paar Wochen lang. Ein bisschen Bullerbü, Kindheit, wie es sie anderswo längst nicht mehr gibt. Mit Sicherheit der Grund dafür, dass Kindsein auf Juist etwas ganz Besonderes ist. Und Elternsein eben auch.