5. August 2013, Nordrhein-Westfalen
Abkühlung unter der Erde
In Nordrhein-Westfalen lohnt sich auch ein Blick unter die Erde. Nicht nur der Bergbau hat hier seine Spuren hinterlassen. Unter NRW liegt auch eine Vielzahl an Höhlen, darunter zahlreiche, die auch für Besucher interessant sind. Gerade bei großer Hitze sind sie das perfekte Ausflugsziel. Denn wie heiß es auch draußen sein mag - unterirdisch ist es angenehm kühl.
So wie in der Attahöhle in Attendorn, die als größte Tropfsteinhöhle Deutschlands gilt. Hier ist selbst im Sommer eine Jacke angebracht, denn über zehn Grad wird es nicht (www.attahoehle.de). Ähnlich sieht es in der Dechenhöhle in Iserlohn aus. Das Besondere an ihr sind nicht nur die Veranstaltungen wie beispielsweise die Höhlenlichter, die die Tropfsteine in prächtige Farben tauchen. Die Dechenhöhle beherbergt auch das größte Höhlenmuseum Deutschlands (www.dechenhoehle.de).
Die größte Kulturhöhle Europas wiederum ist die Balver Höhle, die wegen ihrer besonderen Akustik Austragungsort zahlreicher Konzerte ist. Unter anderem haben hier die Fantastischen Vier zwei MTV Unplugged-Konzerte gegeben (www.balver-hoehle.de). Etwas für Abenteuerlustige ist die Kluterthöhle in Ennepetal. Die Touren führen hier zum Teil durch unbeleuchtete Gänge, die so eng sind, dass es nur noch auf dem Bauch kriechend vorwärts geht (www.kluterthoehle.de).
Zeugen der jahrhundertelangen Bergbautradition
Natürlich hat aber nicht nur die Natur Nordrhein-Westfalen unter der Erde geformt. Auch Zehntausende Bergleute haben in weiten Teilen des Landes ihre Spuren hinterlassen. Zahlreiche Besucherbergwerke zeigen noch heute, wie früher unter Tage gearbeitet wurde. Während die Bergleute jedoch tief in der Erde selbst ohne zu arbeiten ins Schwitzen gerieten, ist es in den Besucherbergwerken, die nur einige Meter unter der Erde liegen, angenehm kühl.
Die Besucherbergwerke sind fast über das ganze Land verteilt. Im Sauerland liegen beispielsweise die Besucherbergwerke Ramsbeck in Bestwig und Kilianstollen in Marsberg (www.sauerlaender-besucherbergwerk.de | www.tourismus-marsberg.de). Hier, wie auch im Wodanstollen in Neunkirchen (Siegerland-Wittgenstein) und im Mechernicher Bleiberg (Eifel) wurde früher Erz abgebaut (www.kulturregion-swf.de | www.bergbaumuseum-mechernich.de). Der Wodanstollen war dabei einst der tiefste Eisenerzstollen Europas.
In der früheren Silbergrube Silberhardt in Windeck (Rhein-Sieg-Kreis) wurde - wie ihr Name schon verrät - über Jahrhunderte Silbererz abgebaut. Das heutige Besucherbergwerk erschließt Strecken aus dem 15., 18. und 20. Jahrhundert (www.grube-silberhardt.de). Das Besucherbergwerk Kleinbremen in Porta Westfalica (Teutoburger Wald) dürfte vor allem bei jungen Besuchern gut angekommen. Im "Lütte Pütt" können sich Kinder selbst als Bergleute versuchen und Sprengungen auslösen oder den Borhammer in die Hand nehmen. Wer einfahren will, den bringt ein historischer Triebwagen von 1937 in die ehemalige Eisenerzgrube (www.bergwerk-kleinenbremen.de).
Auch das Ruhrgebiet erinnert natürlich mit Museen an seine lange Bergbautradition. Das Bergbaumuseum in Bochum ist dank seiner Vielschichtigkeit und des angeschlossenen Forschungsinstituts das bedeutendste Bergbaumuseum der Welt (www.bergbaumuseum.de). Rohstoffe wurden an diesem Ort jedoch nie abgebaut. Die Zeche Nachtigall, in der heute ein Industriemuseum untergebracht ist, ist das einzige Besucherbergwerk im Ruhrgebiet, in dem tatsächlich einmal Kohle gefördert wurde (www.lwl.org).
Schiefer wurde Jahrhunderte lang in und um Raumland im Sauerland abgebaut. Seit 1983 gibt es in der Gemeinde, die heute zu Bad Berleburg gehört, ein Schieferschaubergwerk, in dem es mit sechs Grad Celsius im Sommer ebenfalls sehr kühl ist (www.schieferschaubergwerk.de).
Entspannung, Kunst und Geschichte
Eine ganz andere Geschichte als die vom Bergbau erzählt ein Stollen der Zeche Henrichshütte in Hattingen. Nachdem die Luftangriffe auf das Ruhrgebiet im Zweiten Weltkrieg zunahmen, beschloss die Werkleitung, einen Luftschutzstollen einzurichten, der in der Nachbarschaft angesiedelten Mitarbeitern und ihren Familien als Zuflucht dienen sollte. Heute ist der Stollen an Wochenenden für Besucher geöffnet (www.lwl.org).
Wesentlich häufiger lässt sich eine Reise in die Vergangenheit im Zeittunnel Wülfrath unternehmen. Er ist im Sommer von dienstags bis sonntags geöffnet. Der Tunnel, der in einem stillgelegten Kalksteinbruch liegt, lässt 400 Millionen Jahre Erdgeschichte lebendig werden. Jedes Zeitalter wird dabei mit charakteristischen Eigenschaften vorgestellt (www.zeittunnel-wuelfrath.de).
Wem der Sinn eher nach Kunst steht, der ist unter der Rheinpromenade in Düsseldorf richtig. In einem Raum, der zwischen den Tunnelröhren für den Autoverkehr liegt, wird zeitgenössische Kunst ausgestellt. Der Ort heißt daher auch treffend "Kunst im Tunnel" (www.kunst-im-tunnel.de).
Auch Erholungssuchende werden in NRW unter der Erde fündig, zum Beispiel im Abela Heilstollen in Bad Fredeburg und im Heilstollen Nordenau in Schmallenberg. In der sauberen Luft können sich Besucher in Schlagsäcke oder Decken einhüllen, tief durchatmen und entspannen - und das bei konstanten Temperaturen um die acht Grad (www.abela-heilstollen.de | www.stollen-nordenau.de).